ÖSTERREICH

Preis-Explosion bei Lebensmitteln

07.02.2008

Im Vorjahr stiegen die Lebensmittelpreise stark an. Weltweit hat die Nachfrage immens angezogen und in Österreich belastet ein hoher Steuersatz.

Zur Vollversion des Artikels
© Wildbild, Niesner
Zur Vollversion des Artikels

Nicht umsonst herrscht noch immer große Aufregung um die stark gestiegenen Lebensmittelpreise: Sie stellen das Haushaltsbudget zahlreicher Familien auf eine schwere Probe, belasten mittlerweile auch das Klima zwischen der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP – und: Im Vorjahr waren die Preissteigerungen bei Lebensmittel einer der Hauptgründe für das rasante Ansteigen der Inflation auf einen Wert von 3,6 Prozent im Dezember.

Angezogen sind die Preise mit der Euro-Einführung 2002, den Preisschub gab es aber vor allem im Vorjahr. Innerhalb weniger Jahre haben sich die Kosten für Grundnahrungsmittel verdreifacht, belegt etwa das Haushaltsbuch einer Wiener Pensionisten (siehe Kasten unten). Und eine Salzburger Familie kauft mittlerweile die wichtigsten Produkte des täglichen Lebens im nahegelegenen Freilassing in Deutschland ein. „Wir kaufen um 100 Euro, wofür andere 150 Euro zahlen“, berichtet die Familie gegenüber ÖSTERREICH. Selbst VP-Finanzminister Wilhelm Molterer rät mittlerweile in einer neuen Broschüre: „Achten Sie auf Sonderangebote und vergleichen Sie die Preise verschiedener Supermärkte.“

Ursachen der Teuerung
Die Gründe für plötzlichen Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind für Experten wenig überraschend: „Die Nachfrage in China und Indien nach Milchprodukten und Fleisch ist deutlich gestiegen. Gleichzeitig gab es einigen Bereichen spürbare Ernteausfälle“, erklärt Handelsexperte Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria im Gespräch mit ÖSTERREICH. Er verweist ebenso wie sein Kollege Josef Baumgartner vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) auf die internationalen Gründe der Teuerungen. „Transport und Energiepreise sind aufgrund des gestiegenen Ölpreises nach oben gegangen, was sich wiederum beim Lebensmittelpreis bemerkbar macht“, so Baumgartner ­gegenüber ÖSTERREICH. Und der Klimawandel sorgt vermehrt für Ernteausfälle.

  • Erst kürzlich rief das britische Wirtschaftsmagazin Economist „Das Ende der billigen Lebensmittel“ aus. Zwei Beispiele zeigen auf:
  • 1985 konsumierte ein Chinese im Schnitt 20 Kilo Fleisch, heute sind es 50 kg.
    Im Jahr 2000 wurden 15 Millionen Tonnen der US-Maisernte für Bio-Ethanol verwendet, jetzt sind es 85 Mio. Tonnen. Mais für eine Tankfüllung eines Geländewagens könnte von der Kalorienmenge her eine Person ein Jahr lang ernähren.

Hohe Steuern
Auf der ganzen Welt sind die Preise gestiegen, in Österreich aber besonders stark. „Die Mehrwertsteuer ist ein Teil, der das Preisniveau erklärt“, analysiert Wifo-Experte ­Baumgartner. Während Deutschland großteils nur sieben Prozent Mehrwehrtsteuer bei Lebensmitteln einhebt, kassiert der Finanzminister in Österreich zehn Prozent.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel