Die steigenden Preise haben dem österreichischen Lebensmitteleinzelhandel im ersten Halbjahr ein deutliches Umsatzwachstum beschert.
Vor allem bei Nahrungsmitteln und Getränken sind die höheren Preise spürbar, hat das neue Branchenbarometer des Beratungsunternehmens Nielsen ergeben. Allerdings reagieren die Konsumenten auf die Teuerung und kaufen verstärkt Billig-Produkte.
Doppelt so hoch wie Inflation
Der Preisanstieg bei
Nahrungsmitteln und Getränken ist im 1. Halbjahr mit 7 Prozent doppelt so
hoch ausgefallen wie die allgemeine Inflationsrate von 3,5 Prozent, die im
Juni mit 3,9 Prozent sogar den höchsten Wert seit 15 Jahren erreicht hat.
Von Verteuerungen vor allem betroffen sind Molkereiprodukte und
Grundnahrungsmittel "wegen der stärkeren globalen Nachfrage und gestiegenen
Produktionskosten", erklärte Nielsen-Österreich-Chef Martin Prantl.
Betrachtet man die im Vorjahr im Lebensmittelhandel gekauften Mengen und bewertet sie mit den Preisen von 2008, liegt die Steigerung aus dem Preiseffekt durchschnittlich bei 6,5 Prozent - real konnte also kein Wachstum erzielt werden. Den stärksten Preisanstieg gibt es bei Tiefkühlkost, Brot/Gebäck/Feinbackwaren, Gemüse, Molkereiwaren, Grundnahrung, Eier und Fleisch/Fisch, wo die Veränderung deutlich über dem Schnitt liegt.
Konsumenten kaufen anders
Die Konsumenten haben ihr
Einkaufsverhalten aufgrund der Preisanstiege geändert und kaufen
überproportional mehr Produkte aus dem unteren Preissegment, sagt Prantl.
Steigen die Preise, dann gehen die Konsumenten andere Wege, um günstig
einzukaufen: Besonders Eigenmarken entwickeln sich deutlich besser als der
Gesamtumsatz. Sowohl im Bereich Food als auch bei den Drug Warengruppen sind
die Wachstumsraten mehr als doppelt so hoch wie das Gesamtwachstum. Ein
besonders dynamisches Eigenmarkenwachstum beobachtet Nielsen bei
Grundnahrung, Molkereiprodukten, Tiefkühlkost und bei Tiernahrung.
Diskonter mit überdurchschnittlichem Wachstum
Die Diskonter
Hofer und Lidl wuchsen mit + 6,8 Prozent wieder stärker als der Gesamtmarkt.
Deren Anteil (Umsätze geschätzt) erhöhte sich um weitere 0,5 Prozentpunkte
gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 auf 22,2 Prozent. Zulegen konnten
Geschäfte zwischen 400 m2 und 1.000 m2 und jene über 1.000 m2. Die Umsätze
von kleineren Geschäften (unter 400 m2) lagen dagegen durch die weiter
anhaltende Strukturbereinigung unter Vorjahr. Nach Monaten gab es starke
Steigerungen im Jänner und Februar sowie April und Mai. Im Juni flachte sich
der Zuwachs ab, "auch die EURO konnte dieser Entwicklung nicht positiv
entgegenwirken", heißt es. Der Markt ohne Hofer und Lidl habe im Juni einen
Umsatzrückgang im Jahresabstand verbucht.