Wien nach Salzburg
Privatbahn macht ÖBB ab 2011 Konkurrenz
16.10.2008
Bauunternehmer HP Haselsteiner plant ab 2011 in den Personenverkehr miteinzusteigen. Der Ex-ÖBB Vorstand Wehinger wird das Projekt leiten.
Bauunternehmer Hans-Peter Haselsteiner will über die Stiftung seiner Familie in die Personenbeförderung mit der Bahn einsteigen. Der frühere LIF-Politiker hat eine Rail Holding AG gegründet, die im liberalisierten Schienenverkehr ab 2011 im Stundentakt von Wien nach Salzburg und wieder zurück fahren will. Frontmann des Unternehmens ist der frühere ÖBB-Personenverkehrsvorstand Stefan Wehinger, dessen Vertrag in diesem Jahr ausgelaufen war.
Personenverkehr 2010 liberalisiert
Haselsteiner, der bereits an
Kliniken beteiligt ist, stellte zusammen mit Wehinger am Donnerstag das
Projekt vor. "Die Monopolstellung im Personenverkehr ist mir aus liberaler
Sicht ein Dorn im Auge", sagte Haselsteiner, der gleichzeitig betonte, dass
er "nicht die Welt verbessern, sondern ein Geschäft machen möchte". Der neue
Wettbewerb werde aber auch die ÖBB zwingen, besser zu werden und damit allen
nützen. Ab 2010 soll auch der Personenverkehr auf der Schiene liberalisiert
werden, ein Regulator wird auch hier für einen fairen Wettbewerb sorgen.
Von Wien nach Salzburg
Konkret will man im Nahverkehr und
zwischen den Städten in Österreich tätig werden, "den Fernverkehr werden wir
aus heutiger Sicht nicht bedienen, da hat die ÖBB ab Ende 2008 ein
ausgezeichnetes Produkt (Railjet)", sagte Wehinger. Konkret will die
Privatbahn auf der Strecke Wien-Salzburg-Wien nach der Liberalisierung des
Personenverkehrs im Stundentakt fahren, mit modernen Doppelstock-Waggons und
mit einem "Kundenbegleiter" pro Waggon. Fahrkarten gibt's im Zug oder per
Internet. Die Rail Holding rechnet damit, auch von der öffentlichen Hand
(teil)bezahlte Verkehre (Schüler, Pensionisten Vorteilscard) gegen die ÖBB
für sich gewinnen zu können. "Wenigstens oberhalb des Tisches erwarten wir
dabei keine Probleme", sagte Wehinger.
Erste Klasse Niveau mit zweiter Klasse Preisen
Das
Dienstleistungsniveau soll jenem der Ersten Klasse der ÖBB gleichen, die
Preise werden sich dagegen an der zweiten ÖBB-Klasse orientieren, wird
versprochen. Die Gesamtinvestitionssumme wird mit 120 Mio. Euro angegeben,
davon werden rund 100 Mio. Euro für die Waggons fällig. Finanzieren will man
das Projekt ähnlich wie Flugzeuge und Schiffe (Leasing, Fonds), wobei man
einen Teil des Risikos auf den Waggon-Lieferanten abwälzen will.
Chancen gegen den "Incumbent" ÖBB rechnet man sich vor allem dort aus, wo man mit schlanken Strukturen punkten könne: "Unser Overhaed wird um vieles geringer als im System ÖBB", sagte Haselsteiner. "Wir wollen auch im Endausbau nicht mehr als 30 Mitarbeiter im Backoffice-Bereich haben."
In einem späteren Stadium will die Privatbahn ihren Verkehr nach München (von Salzburg) und Preßburg (von Wien) ausdehnen. Details zur Businessplanung wollten Haselsteiner und Wehinger nicht preisgeben. Klappt das Modell, soll die Privatbahn im Endausbau bis zu 500 Mitarbeiter beschäftigten.