Laut Nobelpreisträger Krugman droht Österreich der Staatsbankrott wegen seiner Ostkredite. Vizekanzler Pröll und Nationalbank-Gouverneur Nowotny widersprechen dem düsteren Szenario des Star-Ökonomen.
Österreich droht die Staatspleite. Mit diesem Satz sorgte Star-Ökonom Paul Krugman für großes Aufsehen. Der Nobelpreisträger glaubt, dass es Österreich wegen der Ostkredite bald so schlecht gehten werde wie Island und Irland.
Empört hat Österreichs Finanzminister Josef Pröll (V) am Mittwoch auf Äußerungen des Starökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Krugman reagiert, für den Österreich wegen der Osteuroparisiken der Banken ein heißer Pleitekandidat ist.
"Mangelnde Information"
In einer international von
Unsicherheiten geprägten Situation mit ständigen Prognosekorrekturen "können
wir eines nicht brauchen: nämlich unqualifizierte Äußerungen aufgrund
offenkundiger mangelnder Information, die den Wirtschaftsstandort massiv
unter Druck bringen können, wenn sie so locker dahingesagt werden",
meinte Pröll im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Es sei beschämend, welcher "Wirtschaftskrieg" da am Rücken des Finanzstandorts Österreich ausgetragen werde. "Glatt falsch" sei Krugmans Analyse. Da sei nichts dran. Aus dem Mund eines Nobelpreisträgers sei das sogar grob fahrlässig.
Krugman: Gefahr Osteuropa
Krugman glaubt dennoch an ein besonders
hohes Risiko für Österreich. Eine Bedrohung für die Finanzstabilität
Österreichs ergebe sich aus den großen Krediten für die Länder Osteuropas,
die infolge der Rezession nicht in der Lage seien, ihre Auslandskredite zu
bedienen.
Krugman ist Professor in Princeton und Kolumnist in der "New York Times". Er hat im vergangenen Jahr den Wirtschaftsnobelpreis erhalten.
Pröll ortet Neid als Motiv
Ob nach solchen Sagern die
"Spreads" wieder unter Druck kommen könnten, kann Pröll nicht abschätzen. Es
sei aber "nicht so ohne, dass sich einer hinstellt und solche
Pauschalaussagen tätigt, die von der Faktenlage nicht gedeckt sind". Was
hinter solchem "Bashing" stehe, könne er nur indirekt ableiten: Der
Finanzminister erinnerte daran, mit welchem Argwohn und Neid in den
vergangenen 10 Jahren die Osteuropaexpansion der Österreicher beobachtet
worden sei, gerade von Ländern, die selber diese Entwicklung verschlafen
hätten. Das könnte da mitschwingen.
"Wir sind auf einem Konkurrenzmarkt", sagte Pröll. Offensichtlich nütze diese Diskussion neuen Investoren. "Wenn einer den Marktplatz verlässt, gibt es Raum für wen anderen".
Ost-Kredite gedeckt
Richtig sei, dass "unsere Banken zwar in
Osteuropa stark engagiert" seien. Ohne Bank Austria und Hypo Alpe Adria, die
Italien und Deutschland zugerechnet werden, sind die heimischen Banken mit
200 Mrd. Euro mit Krediten dort vertreten. Diese Kredite seien aber zu 85
Prozent in örtlichen Spareinlagen gedeckt. Und keinesfalls bestehe die
Gefahr eines Totalausfalls, der gar den österreichischen Staat gefährden
würde. "Keine Rede davon". Zwar sei wegen der Krise mit Kreditausfällen der
Banken im Osten zu rechnen, Pröll verwies aber auf "realistische"
Schätzungen bis zu 10 Prozent. Auch dann würden nicht in allen 20 Ländern
flächendeckend auf einmal solche Probleme auftauchen. Pröll machte deutlich,
dass in Österreich nur 5,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von den
Banken stammen.
Der Finanzminister fürchtet nicht, dass das Triple-A-Rating der Republik Österreich in Gefahr ist.
Auch Nowotny sieht keinen Staatsbankrott
Nationalbank-Gouverneur
Nowotny widerspricht jetzt den Aussagen von Krugmann. Er sieht die Bonität
des Staates und der heimischen Banken in keinster Weise gefährdet. Die
Rating-Agenturen Fitch und Moody's haben das Triple-A-Rating Österreichs
erst vor kurzem wieder bestätigt.