Kunden stürmen Quelle-Shops. Täglich tausende Schnäppchenjäger.
Vom rosa Plüschschweinchen über Reißverschlüsse bis hin zum Flachbildschirm: Bei Quelle muss alles raus. Dafür hat der insolvente deutsche Versandhändler an den Preisen seiner 18 Millionen Artikel kräftig den Rotstift angesetzt.
Verramscht werden die Waren seit Sonntag vor allem über das Internet, aber auch die hauseigenen Technik Center und Quelle-Shops sind bundesweit an der Rabattschlacht beteiligt. "Da müssen wir jetzt eben auch noch durch", sagt die stellvertretende Abteilungsleiterin im Nürnberger Quelle-Einkaufszentrum, Elke Schmidt, mit einem Achselzucken. Seit 19 Jahren arbeitet die dunkelhaarige Frau in dem Kaufhaus, aber so wie in den vergangenen Wochen sei es hier noch nie zugegangen, erzählt sie.
Täglich tausende Schnäppchenjäger
"Es wird alles
aufgemacht, angeschaut und dann wieder hingeschmissen. Egal, ob man es
braucht oder nicht", schildert die 44-Jährige. Der Ausverkauf, der in dem
Einkaufszentrum bereits im August begonnen hatte, locke täglich tausende
Schnäppchenjäger an - die eigenen Lager des Traditionskaufhauses seien
inzwischen so gut wie leer.
Nachdem Montagfrüh noch viele Regale und Wühltische des Kaufhauses leer waren, trudelte gegen Mittag allmählich die erste Ausverkaufsware aus Lagern wie dem in Leipzig ein. "Es sollen jetzt bis zu 100 Paletten täglich kommen", erzählt ein Verkäufer. "Los ging es heute mit den Spannleintüchern und den Kunstblumen. Das wird jetzt alles in Massen gebracht", sagt der 55-Jährige.
Regale nach drei Stunden fast leer
Im Münchner Quelle Technik
Center waren die Regale drei Stunden nach der Öffnung des Ladens schon so
gut wie leer, an den Kassen bildeten sich lange Schlangen. "
"Voraussichtlich läuft der Ausverkauf bis Ende November, Anfang Dezember - dann müssen auch die letzten gehen", so eine leitende Mitarbeiterin. In den kommenden Tagen erwartet sie weitere Lieferungen. "Welche Waren und wann genau diese geliefert werden, weiß ich selbst nicht."
"Größter Ausverkauf Deutschlands"
Für den
Insolvenzverwalter bleibt beim laut Quelle-Werbung "größten Ausverkauf
Deutschlands" das Internet der Absatzkanal Nummer Eins, wie dessen Sprecher
Thomas Schulz noch einmal betont. Die Bestellungen geben ihm recht. Allein
bis zum Montagvormittag gingen bei Quelle knapp 90.000 Kauforder ein - so
viele wie noch nie.
Dass in einigen Quelle Technik Centern Kunden vor leergeräumten Regalen standen, wunderte Schulz nicht: "Der Ausverkauf läuft dort schon seit Wochen. Die Regale werden jetzt wieder aufgefüllt." Die Technik Center sollen auch in den kommenden Wochen mit Ausverkaufsware bestückt werden. Das gelte nicht für die 1.200 Quelle-Shops: "Die können noch einmal nachbestellen - dann ist Schluss".
Der Ansturm auf die Quelle-Angebote im Internet war auch am Montag zeitweise so groß, dass sich die Seiten nicht oder nur sehr langsam aufbauten. Bereits am Sonntag konnten Kunden die Seite schon kurz nach dem Start des Ausverkaufs um 06.00 Uhr zum Teil nicht mehr aufrufen.
Sorge um Kundendaten
Verbraucherschützer sorgen sich um den
Verbleib der bis zu 8 Millionen Kundendaten, die auf den Festplatten der in
Abwicklung befindlichen Quelle-Versandgruppe gespeichert sind. Der
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte einem Bericht der
"Nürnberger Nachrichten" (Dienstag) zufolge den Insolvenzverwalter auf, die
wertvollen und zum Teil sensiblen Kundendaten nicht wie die anderen Waren zu
verkaufen.
Unterdessen gingen nach Angaben des deutschen Quelle-Insolvenzverwalters Schulz die Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten für einzelne Quelle-Gesellschaften weiter. Dies gelte neben den Quelle-Auslandstöchtern auch für die Call-Center und den Verkaufs-TV-Sender HSE24, sagte der Sprecher. "Wir haben letzte Woche von Interessenten Angebote fast wäschekörbeweise bekommen", sagte er. Derzeit sei man mit einem Dutzend möglicher Investoren im Gespräch. Namen von Interessenten wollte er aber nicht nennen.