Notpläne geschmiedet

Quelle Ö rüstet sich für Worst-Case

14.07.2009

Eine Stand-Alone-Lösung ist denkbar, falls Quelle Deutschland nicht sanierbar ist. Die bevorzugte Variante ist der Alleingang aber nicht.

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Seit vergangenen Freitag darf beim insolventen deutschen Versandhaus Quelle aufgeatmet werden. Ein staatlicher Massekredit von 50 Mio. Euro macht den Versandhändler wieder zahlungsfähig, der Geschäftsbetrieb in Deutschland läuft an, der Katalog wird nun verschickt. Das Unternehmen hat bis 31. August Zeit, ein "zukunftstragendes Konzept" auf den Tisch zu legen.

Stand-Alone-Lösung möglich
Im Oktober wird ein Gläubigerausschuss tagen. Für den Worst-Case-Fall, dass Quelle Deutschland nicht saniert wird, werden in Österreich "Notszenarien" überlegt und berechnet: Eine Stand-Alone-Lösung der Quelle Österreich ist genauso denkbar wie eine neue Rolle im internationalen Geschäft.

Gruppenbestand am besten
Bereits jetzt betreut Quelle Österreich die Märkte Slowenien, Italien, Schweiz und Griechenland. Derzeit nimmt Österreich für zahlreiche Länder Servicefunktionen in den Bereichen Einkauf, Werbemittelproduktion oder E-Commerce wahr. "Die internationalen Märkte als Gesamtheit lohnen sich, darüber nachzudenken", meint der Vorstandsvorsitzende der Quelle AG Österreich, Wolfgang Binder. Die Stand-Alone-Variante hingegen favorisiert er nicht. Dass Quelle Deutschland gar unter das Dach von Österreich kommt, kann sich der Quelle-Chef nicht vorstellen. Das wünschenswerteste Szenario sei, dass sich die Quelle-Gruppe halte.

Deutsche Aufgaben übernehmen
In Zukunft könnte Österreich mehr Funktionen von Deutschland übernehmen. Zur Zeit hänge man stark an dem Warenstrom von Quelle Deutschland. Ein großer Teil der Textilien wird über die Bundesrepublik eingekauft - Katalogfotografie und Erstellung der Werbemittel obliegen ebenfalls Deutschland.

"Alles läuft normal"
Binder bleibt dabei, dass sich Quelle Österreich von der Pleite des Mutterkonzerns Arcandor nicht betroffen sieht. Seit dem Insolvenzantrag am 9. Juni habe es keine "gröberen Blessuren" gegeben, es gebe keine Anzeichen für eine Beunruhigung - auch bei den Lieferströmen sieht Binder keine Gefahr. "Unser Betrieb läuft ganz normal, die Kunden haben in Österreich nichts gespürt."

Ganz so reibungslos dürfte es bei Quelle Österreich trotzdem nicht laufen: Denn obwohl das Unternehmen hierzulande als liquid gilt, gibt es Schwierigkeiten mit den Warenkreditversicherern. Alle drei großen Warenkreditversicherer, Prisma, Atradius und Coface, haben mit der Arcandor-Insolvenz ihre Kreditlinien für Quelle gesperrt. Allein bei Atradius waren davon fast 3.000 Lieferanten betroffen. Sie mussten den strauchelnden Konzern auf eigenes Risiko auf Vorauskasse versorgen, die Folge waren Lieferstopps. In Österreich wird die Ware momentan im Voraus bezahlt - Lieferanten seien keine abgesprungen.

Per Ende Juni 2009 hat Quelle Österreich bereits die ersten drei Quartale des Vorjahrs hinter sich gelassen. Beim Umsatz liege man über dem Vorjahr, beim Ergebnis den Erwartungen entsprechend, so Binder. Konkrete Zahlen gibt das Unternehmen erst am Ende des Geschäftsjahres bekannt.

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