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Reiche Russin pokert um AUA mit

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Eine geheimnisvolle Russin steht hinter der S7, die als Überraschungskandidat im Kampf um die AUA in den Ring gestiegen ist.

Das Rätselraten um einen der fünf Bieter für die AUA ist besonders groß. Während Lufthansa, Air France/KLM, Air China und Turkish Airlines in der Branche gut bekannt sind, herrscht selbst bei der Staatsholding ÖIAG Unklarheit über die Hintergründe der russischen S7. „Nein, wir wissen nicht, wem die Fluglinie gehört“, gibt ein Sprecher zu.

Eine ÖSTERREICH-Recherche ergibt: Mehrheitseigentümer der stark wachsenden, zweitgrößten Fluglinie Russlands ist die Tochter eines schwer reichen Bankers aus dem Osten des Landes. Natalia Fileva hält 63,1 Prozent an der S7, 25,5 Prozent gehören dem russischen Staat. Eingestiegen dürfte Fileva bei der Privatisierung des Unternehmens mit Geld ihres Vaters sein. Die Frau ist extrem medienscheu. „Wir dürfen keine Fotos weitergeben“, heißt es in der Zentrale.

Der AUA kommt die vermögende private Bieterin gelegen. Johann Frank, Chef des Beratungsunternehmens Vienna Airport Consulting und Verfasser mehrerer Studien über den russischen Airline-Markt analysiert im Gespräch mit ­ÖSTERREICH: „Die S7 ist durch ihren hohen Anteil an Boeing- und Airbus-Maschinen in der Flotte auch im Westen ein attraktives Unternehmen. Ohne Mitgliedschaft in einer der großen Luftfahrt-Allianzen tritt sie aber als Außenseiterin an. Frau Filev wird also ganz genau wissen, dass sie nur über einen sehr guten Preis punkten kann.“ Andere Bieter wie Lufthansa oder Air France/KLM kämen damit unter Druck, mehr als ursprünglich geplant zu zahlen, meint Frank.

Luftpoker
Für russische Investoren sind Engagements bei westlichen Flug­linien hochinteressant. Oli­garch Oleg Deripaska prüft immer wieder Übernahmen, unter anderem wird ihm Interesse an der slowakischen SkyEurope nachgesagt.

Frank glaubt aber, dass ­Filevas S7 auch bei sehr gutem Preis nicht die ideale Eigentümerin der AUA wäre. „Sie wäre ein ausgezeichneter Partner am Ostmarkt, aber nicht mehr.“ Frank ­favorisiert die Lufthansa: „Durch Überschneidungen im Streckennetz würde es zwar zu Bereinigungen kommen, aber das ist immer der bessere Weg, als wenn der neue Eigentümer zuerst bei der Übernahme zahlen und hinterher auch noch ­investieren muss.“

Betriebsrat warnt
Bei seinen Vorbehalten gegen einen übereilten Verkauf an den deutschen Kranich warnt weiterhin AUA-Bodenbetriebsrat Alfred Junghans: „Es reicht nicht, wenn andere Bieter nur benützt werden, um den Preis zu treiben.“

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