Privatisierung

Rom verkauft angeschlagene Alitalia

01.12.2006

Die Regierung Prodi trennt sich von ihrem Mehrheitsanteil an der finanziell angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia.

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Dies teilte das Kabinett in einer am Freitag veröffentlichten Presseaussendung mit. Zuvor hat die Mailänder Börse die Alitalia-Aktie vom Handel ausgesetzt. Derzeit hält der italienische Staat noch einen 49,9-prozentigen Anteil an der maroden Fluggesellschaft. Die Regierung will dank direkter Verhandlung einen Interessenten für das Alitalia-Aktienpaket finden.

Air France-KLM
Die Privatisierung der Alitalia ist laut Regierung ein notwendiger Schritt vor dem Abschluss neuer Allianzen, die der Fluggesellschaft eine neue Zukunft sichern sollen. Air France-KLM hatte vergangene Woche bekannt gegeben, auf Bitten der Italiener Vorgespräche über einen Zusammenschluss aufgenommen zu haben. Seit Jahren taucht dieses Thema immer wieder auf. Air France-Chef Jean-Cyril Spinetta zeigte sich wegen der Dauerkrise der Alitalia aber bisher zurückhaltend. Chirac ist für den Zusammenschluss.

260 Mio. Euro Verlust
Alitalia häufte in den ersten neun Monaten einen Verlust von mehr als 260 Mio. Euro an. Anstatt der ursprünglich für 2006 angestrebten schwarzen Zahlen wird bis Jahresende jetzt mit einem Verlust von mindestens 300 Mio. Euro gerechnet. 2005 bewahrte nur eine Finanzspritze von einer Milliarde Euro aus einer Kapitalerhöhung die Fluggesellschaft vor dem Konkurs. Das Management sieht als Hauptprobleme die lähmende Übermacht der Gewerkschaften und ihre zahlreichen Streiks, die gestiegenen Treibstoffkosten sowie die erfolgreiche Billigflugkonkurrenz, die von den Flughäfen günstigere Konditionen bekomme als die nationale Fluggesellschaft

Gewerkschaft für Sanierung
"Alitalias Zukunft hängt nur noch an einem Faden. Wir müssen alles unternehmen, um die Fluggesellschaft zu retten. Dafür sind frisches Kapital, ein industrieller Plan und Investitionen notwendig. Die Regierung muss sofort handeln", betonte Gewerkschaftschef Guglielmo Epifani am Donnerstag in Neapel. Er meinte das Unternehmen müsse zuerst saniert werden, bevor man an internationale Allianzen denke.

Angst vor ausländischen Eigentümern
In einem Brief an die Tageszeitung "Corriere della Sera" warnten der römische Bürgermeister Walter Veltroni und seine Mailänder Kollegin, Letizia Moratti, davor, Alitalia an Ausländer zu verkaufen. Alitalia müsse in italienischen Händen bleiben, schrieben die Bürgermeister. "Es gibt kein großes europäisches Land ohne nationale Fluggesellschaft. Warum sollte Italien keine eigene Fluggesellschaft haben?", fragten die Bürgermeister. Alitalia solle auf Langstrecken-Verbindungen setzen, vor allem mit Amerika, dem Nah- und Fernen Osten. Auf diese Strecken seien die Gewinnmargen höher.

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