Wer zuerst mit einem attraktiven unterschriftsreifen Paket da ist, soll beste Aussichten auf den Zuschlag haben.
Wer den Zuschlag für die BAWAG bekommt, das hängt zwar hauptsächlich, aber nicht nur vom Preis ab. Die Zukunftsstrategie der Bank muss stimmen. Wie viel Kapitalzufuhr die BAWAG nach (verkaufsbedingtem) Erlöschen der 900-Millionen-Euro-Bundesgarantie bekommt, um handlungsfähig zu bleiben, obliegt den Bietern selbst. Dem Vernehmen nach geht es um mehrere hundert Millionen. In Finanzkreisen war zuletzt mehrfach von rund 600 Mio. Euro die Rede gewesen. Heute gab es keine Angaben dazu.
EU prüft Staatsgarantie
Nur dank der rettenden Staatsgarantie hatte die von Milliarden-Altlasten und einem teuren US-Vergleich geplagte Gewerkschaftsbank heuer erst bilanzieren können. Nach Abreifen der Garantie muss die Bank frisch rekapitalisiert werden. Ganze 900 Millionen dürften aber nicht mehr notwendig werden, hieß es zuletzt. Ab Mittwoch ist die Staatsgarantie auch Gegenstand von Prüfungen durch die EU.
Angebote etwa gleich hoch
Der von Milliardenschulden geplagte ÖGB sollte nach den vorliegenden BAWAG-Kaufofferten der letzten Runde so viel erlösen, dass er "gerade aus dem Wasser" ist. Und dass der Steuerzahler nicht via die Bundesgarantie zur Kasse gebeten wird. Die bisher gebotenen Preise sollen sich in ähnlichen Sphären bewegen.
Versteigerungsprozess
In der Auktion sollen sie noch steigen. Wer zuerst mit einem attraktiven unterschriftsreifen Paket da ist, soll beste Aussichten auf den Zuschlag haben. Trotz des Zeitdrucks, der jetzt im Finale herrscht, wird aber angenommen, dass der ÖGB wegen ein, zwei Wochen wohl nicht ein paar hundert Millionen liegenlässt.
"Roter Datenraum"
Kaufpreismindernd können Restrisiken, etwa aus den einstigen US-Verbindungen (Refco etc.), wirken. Einblick in die ganz vertraulichen Bankbücher und Verträge bekommen die Finalisten nun ab 21. November. Da wird der so genannte "rote Datenraum" geöffnet, der allen anderen Interessenten nicht mehr zugänglich war. In dieser Phase gelten noch einmal besondere Vertraulichkeitsbestimmungen.
Refco-Gläubiger mit Mitsprache-Recht
Direkter Verkäufer der BAWAG ist primär die AVB Anteilsverwaltung, hinter den Zwischenholdings steht aber zu 100 Prozent der ÖGB. Zustimmen muss dem Verkauf auch das Finanzministerium, weil der Bund - der die BAWAG P.S.K. als "Hausbank" nutzt - ja auch Garantiegeber ist. Kritisch beobachtet wird der Verkaufsprozess zudem von den Vertretern der amerikanischen Refco-Gläubiger. Sie haben sich eine Mitsprache bei der Letztentscheidung herausbedungen.
Auch insoweit, als beim Milliarden-Vergleich der BAWAG in den USA ausgemacht wurde, dass die Refco-Gläubiger beim Bank-Verkauf mitschneiden, also 30 Prozent von jener Verkaufssumme erhalten, die 1,8 Mrd. Euro übersteigt. Gedeckelt ist die Summe für die Amerikaner aber mit 200 Mio. Dollar. Die Aussichten, dass die Refco-Gläubiger wirklich noch Geld aus dem BAWAG-Verkaufserlös bekommen, gelten angesichts der bisherigen Gebote als gut.