Die OMV meldet einen 90-prozentigen Ausfall, die Versorgung der Haushalte ist aber gewährleistet.
Bei eisigen Temperaturen ist die Versorgung mit russischen Erdgas in Teilen Europas zusammengebrochen. Der russische Monopolist Gazprom kürzte im Streit mit der Ukraine über höhere Preise am Dienstag die Lieferungen an den Nachbarn drastisch. Dennoch sind in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern genug Reserven da, um Haushalte und Industrie zunächst ausreichend zu versorgen. Einige Länder im Südosten sind allerdings ganz abgeschnitten. Die Europäische Union protestierte scharf gegen den Lieferstopp. Gazprom und das ukrainische Unternehmen Naftogas versprachen, rasch wieder miteinander zu verhandeln. Am Donnerstag wollen die Streitparteien aus Kiew und Moskau wieder verhandeln.
Über 80 Prozent weniger Gas
Gazprom hat bestätigt, deutlich
weniger Erdgas über die Ukraine an europäische Kunden geliefert zu haben als
üblich. Wie das russische Unternehmen (größter Erdgasförderer der Welt)
mitteilte, strömten 65 Mio. Kubikmeter Richtung Westen. In den Tagen zuvor
hätte die Liefermenge noch etwa 300 Mio. Kubikmeter betragen. "Es gab eine
Bestellung für 130 Mio. Kubikmeter. Bei der Lieferung haben wir 65,3 Mio.
Kubikmeter abgezogen", sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow zu
Journalisten.
Gazprom wirft der Ukraine vor, seit dem Neujahrstag 65,3 Mio. Kubikmeter Gas gestohlen zu haben. Der Staatskonzern hatte angekündigt, die Lieferungen nach Europa um diesen Betrag zu kürzen. Warum die Bestellung nur 130 Mio. Kubikmeter betrug nach etwa 300 Mio. Kubikmeter in den Tagen zuvor, ließ der Sprecher offen. Gazprom erhöhe die Liefermengen auf den alternativen Strecken nach Europa.
Gar kein Gas in den Morgenstunden
In Österreich kam in den frühen
Morgenstunden des Dreikönigstags zwischen 4 und 7 Uhr früh gar kein Gas aus
Russland an, dann 90 Prozent weniger als üblich. Spürbar war die Verknappung
unter anderem auch in Ungarn, Bulgarien, Tschechien, der Slowakei,
Griechenland, Ungarn und der Türkei. Deutschlands wichtigster Gas-Importeur
E.ON Ruhrgas sprach von massiven Einschränkungen bei der Versorgung aus
Russland.
Grund für die Engpässe ist der seit Neujahr schwelende Gas-Streit zwischen Russland und der Ukraine. Gazprom liefert deshalb weniger Gas in die Ukraine. Das Unternehmen in Moskau beschuldigt zudem den Nachbarn, die Transitleitungen anzuzapfen, um Gas abzuzweigen. Gazprom drosselte deshalb die Lieferungen über die Ukraine um 65,3 Mio. Kubikmeter Gas.
Gazprom regt Speicher an
Gazprom regte zur Versorgungssicherheit
den Bau zusätzlicher Speicher in Deutschland und anderen EU-Staaten an. "Wir
begrüßen einen Ausbau des Gas-Speicher-Systems und werden ihn tatkräftig
unterstützen", sagte Konzern-Vize Alexander Medwedew am Dienstag nach
Angaben der russischen Staatsagentur RIA Nowosti in London.
Mittel- und Osteuropa besonders betroffen
Besonders betroffen von
der Eskalation in dem Streit sind Mittel-und Osteuropa. So erhielt die
Türkei kein Gas mehr aus ukrainischen Transitpipelines. Neben der Türkei
sind Ungarn, Kroatien und Bulgarien vollständig von russischen Lieferungen
durch die Ukraine abgeschnitten. Die Slowakei rief den Notstand aus. Um die
Versorgung der Haushalte sowie von Krankenhäuser und anderer wichtiger
Einrichtungen zu garantieren, müssen industrielle Abnehmer mit Kürzungen bis
zu 100 Prozent rechnen. Etwas mehr als zwei Drittel aller russischer
Gaslieferungen durch ukrainische Pipelines erreichten die Slowakei nun nicht
mehr.
Auch die bulgarische Gasgesellschaft Bulgargas teilte mit, dass das Land kein russisches Gas mehr erhalte. Vom Lieferstopp an der ukrainisch-rumänischen Grenze seien auch Bulgariens Nachbarstaaten Griechenland, Mazedonien und die Türkei betroffen. Bulgarien drängte angesichts der Lieferprobleme die EU auf eine Wiederinbetriebnahme eines Reaktors im Atomkraftwerk Kosloduj.