Ruth Elsner spricht im ÖSTERREICH-Interview über ihre Enttäuschung und wie sie weiterkämpft.
ÖSTERREICH: Frau Elsner, auch der 11. Enthaftungsantrag wurde abgelehnt. Glauben Sie noch an Gerechtigkeit?
Ruth Elsner: Ich frage mich, wie lange Vizekanzler Josef Pröll mit seiner Justizministerin Claudia Bandion-Ortner noch glücklich ist. Denn wie kann er es mit seinen christlichen Werten vereinbaren, dass ein Mensch einfach über zwei Jahre weggesperrt wird, nur weil man die Justizministerin nicht desavouieren will.
ÖSTERREICH: Wollen Sie damit andeuten, dass Ihr Mann aus der Haft nicht entlassen wird, damit Bandion-Ortner nicht ihr Gesicht verliert?
Elsner: Was soll der Grund sonst sein? Wenn die Richterin plötzlich Ministerin wird, ist der Fall offenbar erledigt und keiner traut sich mehr etwas zu machen. Das Schlimme ist, dass das jedem passieren kann.
ÖSTERREICH: Sie sprechen damit den neuen Richter Christian Böhm an?
Elsner: Er hat entschieden, dass das Thema Kaution bei meinem Mann überhaupt nicht relevant ist. Warum weiß ich noch nicht. Auch besteht keine Relevanz zum Fall Meinl.
ÖSTERREICH: Wie ist Ihre Stimmung?
Elsner: Ich bin entsetzt, enttäuscht und furchtbar verärgert.
ÖSTERREICH: Wie hat Ihr Mann auf die negative Entscheidung reagiert?
Elsner: Ich hoffe, dass er die neuerliche Ablehnung halbwegs verkraftet. Heute besuche ich ihn und versuche ihm Mut zu machen.
ÖSTERREICH: Was werden die nächsten Schritte sein?
Elsner: Wir werden die gestrige Entscheidung anfechten und in die nächste Instanz gehen.
ÖSTERREICH: Hat der gesundheitliche Zustand keinen Einfluss auf das Urteil des Richters?
Elsner: Da sind dem Richter die Hände gebunden. Denn laut Gesetz gibt es in der U-Haft keine Haftunfähigkeit wegen des gesundheitlichen Zustands. Richter Böhm hat mir erzählt, dass zwei U-Häftlinge, für die er zuständig war, sogar in der U-Haft gestorben sind.