Wegen der zugesagten Staatshilfe für die Alitalia möchte Ryanair bei der EU Beschwerde einlegen. Berlusconi warnt Brüssel sich rauszuhalten.
Der Low-Cost-Carrier Ryanair hat die EU-Kommission aufgefordert, die "illegalen Staatshilfen" im Wert von 300 Mio. Euro zu stoppen, die Alitalia dank eines Überbrückungskredits der italienischen Regierung erhalten wird. Diese Staatshilfe sei wettbewerbsverzerrend, protestierte die Airline.
"Illegale Staatshilfe"
"Alitalia hat in den
vergangenen Jahren schon fünf Milliarden Euro an illegalen Staatshilfen
erhalten, doch die EU-Kommission hat ein Auge zugedrückt - wie immer, wenn
es um nationale Fluggesellschaften geht. Ohne illegale Staatshilfen wäre
Alitalia, die täglich fast eine Million Euro pro Tag verliert, schon vor
Jahren zusammengebrochen", hieß es in einem Schreiben der Ryanair an
die EU-Kommission.
"Eine ineffiziente staatliche Fluggesellschaft zu unterstützen, die ohne Staatshilfen schon vor Jahren Bankrott gegangen wäre, ist einfach illegal. Die Staatshilfen erlauben Alitalia, ihre Schulden zu ignorieren und weitere Verluste anzusammeln", hieß es im Schreiben vom Ryanair-Manager Jim Callaghan.
Berlusconi warnt EU
Auch die EU-Kommission bezweifelt die
Rechtmäßigkeit des von der italienischen Regierung in Aussicht gestellten
300-Mio.-Euro-Kredits zur Rettung der angeschlagenen Alitalia. Die
italienische Regierung habe zwar versichert, dass es sich um ein Darlehen
unter geschäftlichen Bedingungen handle, sagte ein Sprecher von
Verkehrskommissar Jacques Barrot am Donnerstag in Brüssel. Die Kommission
habe aber "Zweifel hinsichtlich der Beschaffenheit der Maßnahme. Wir
wollen verstehen, ob es sich um eine kommerzielle Operation handelt, oder ob
Elemente staatlicher Beihilfe involviert sind."
Der italienische Wahlsieger und künftiger Regierungschef Silvio Berlusconi warnte die EU davor, der Regierung bei den Bemühungen zur Rettung der Alitalia Steine in den Weg zu legen. "Der Überbrückungskredit für Alitalia ist das einzig Richtige. Die EU soll keine Schwierigkeiten machen", wurde Berlusconi von italienischen Medien am Freitag zitiert.
Reduzierung der Flotte
Trotz des möglichen Überbrückungskredits
im Wert von 300 Mio. Euro erscheint die Zukunft der italienischen
Fluggesellschaft jedoch ungewiss. Während die italienische Regierung auf
neue Interessenten für die marode Fluggesellschaft hofft, kämpft Alitalia um
ihr Überleben. Der Präsident der Alitalia, Aristide Police, hat dringende
Maßnahmen zum Kostenabbau angekündigt. Bis Jahresende wird die
Flotte um 37 Maschinen reduziert. Mehrere interkontinentale Flüge vom
Mailänder Flughafen Malpensa wurden bereits gestrichen. 400 mit befristeten
Arbeitsverträgen angestellte Flugbegleiter werden ihren Job verlieren. Der
Alitalia-Präsident versicherte jedoch, dass es in den bevorstehenden
Sommermonaten keine Probleme mit den Flügen geben wird. "Wir werden uns
bemühen, Qualität der Angebote und Dienstleistungen zu verbessern", sagte
Police.
Die Gewerkschaften erklärten sich zu Opfern bereit, sie drängten jedoch auf einen neuen Rettungsplan für Alitalia. "Diese Fluggesellschaft muss überleben", sagte ein Gewerkschaftssprecher.
Die Arbeitnehmerorganisationen hoffen, dass ein Bündnis italienischer Unternehmen die Alitalia retten wird. Interesse hatte bereits der Mailänder Finanzmann Salvatore Ligresti signalisiert. Auch der römische Unternehmer Claudio Lotito, Besitzer des italienischen Fußball-Erstligisten Lazio Rom, schloss seinen Einstieg bei Alitalia nicht aus. Am Dienstag hatte Air France-KLM definitiv die Verhandlungen für die Übernahme der Alitalia abgebrochen.