Opportunistisch

Schaeffler will Conti-Angebot vorerst nicht erhöhen

15.07.2008

Der deutsche Autozulieferer lehnte das als "opportunistisch" betrachtete Übernahmeangebot ab. Schaeffler will dieses vorerst nicht erhöhen.

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Der deutsche Automobilzulieferer Continental hat das Übernahmeangebot von Schaeffler brüsk zurückgewiesen. Das "opportunistische Offert" spiegle den wahren Wert des Unternehmens nicht annähernd wider, teilte Conti am Mittwoch in Hannover mit. Das Angebot schaffe kein Vertrauen und entbehre einer überzeugenden industriellen Logik. "Schaeffler hat sich auf rechtswidrige Weise angeschlichen, um die Kontrolle über Continental zu erlangen", hieß es. Der deutsche Familienkonzern hatte am Vortag den Conti-Aktionären gut 11 Mrd. Euro geboten.

"Nach unserer Auffassung hat sich die Schaeffler Gruppe mit Hilfe von Banken und Derivate-Positionen auf rechtswidrige Weise Zugriff auf 36 Prozent des Continental-Kapitals verschafft", teilte Conti mit. "Dies würde bei der Hauptversammlung eine bequeme Kontrollmehrheit, möglicherweise sogar eine qualifizierte Stimmenmehrheit darstellen."

Kein höheres Angebot
Die Schaeffler Gruppe hingegen will ihr Angebot für Continental zunächst nicht erhöhen. "Das ist nicht das Thema", sagte Schaeffler-Sprecher Detlef Sieverdingbeck. "Die Aktionäre von Conti werden entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder nicht." Die Ablehnung von Conti habe Schaeffler zur Kenntnis genommen und analysiere jetzt alles in Ruhe. "Wir haben aber ganz klar vereinbart, dass die Tür nicht zu ist", sagte Sieverdingbeck mit Bezug auf ein Gespräch mit der Conti-Führung Ende letzter Woche. Für weitere Gespräche stehe Schaeffler zur Verfügung.

Conti-Boss Wennemer rät von Angebot ab
Continental-Chef Manfred Wennemer hat seinen Aktionären geraten, das Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe nicht anzunehmen. "Wir können nicht riskieren, dass sich Schaeffler an Conti verschluckt", sagte er am Mittwoch in Hannover. Bei einer Übernahme drohe eine Zerschlagung des Konzerns mit einem Verkauf der Reifensparte. Zudem halte sich Schaeffler nicht an die Spielregeln und wolle den Aktionären eine Übernahmeprämie vorenthalten, klagte er.

"Trickreich, aber legal"
Der Angriff des fränkischen Schaeffler-Konzerns auf den Autozulieferer Continental ist nach Einschätzung des Börsenexperten Wolfgang Gerke nicht rechtswidrig. "Das ist trickreich gemacht, aber ich sehe es als legal an", sagte Gerke am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er erwarte deshalb auch kein Eingreifen der Finanzaufsicht BaFin. Conti hatte Schaeffler vorgeworfen , sich mit Hilfe von Banken und Derivate-Positionen rechtswidrig Zugriff auf 36 Prozent des Conti-Kapitals verschafft zu haben. Gerke ist Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums und war zuvor langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Bank- und Börsenwesen in Nürnberg.

Unglaubwürdige Aussagen
Die öffentlich getätigten Aussagen, dass Schaeffler angeblich nur eine Minderheitsbeteiligung anstrebe und die gesunde Struktur von Continental nicht antasten wolle, seien nach den geführten Gesprächen unglaubwürdig. "Der Vorstand von Continental betrachtet die Vorgehensweise der Schaeffler Gruppe als nicht im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre", hieß es.

Der Familienkonzern Schaeffler will den wesentlich größeren DAX-Konzern für rund 11,2 Mrd. Euro übernehmen. Die Franken hatten am Dienstag ein offizielles Übernahmeangebot abgegeben. Man beabsichtige, den Conti-Aktionären mindestens 69,37 Euro je Stückaktie zu zahlen und wolle Conti "als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen im Ganzen bestehen" lassen.

Dem hielt Conti am Mittwoch entgegen, Schaeffler verhehle nicht, dass der Konzern das schwache Börsenumfeld nutzen wolle, um "günstig die Kontrolle über einen exzellent positionierten Technologiekonzern zu übernehmen und die Zahlung einer angemessenen Prämie an die Aktionäre zu vermeiden".

Langfristige Investoren gesucht
Continental sei sehr daran interessiert, langfristig orientierte Investoren zu gewinnen und sei deshalb "der Schaeffler Gruppe konstruktiv und ergebnisoffen entgegen getreten". Auch habe der Continental-Vorstand die Bereitschaft erklärt, eine bis zu 20-prozentige Finanzbeteiligung zu unterstützen. "Die Schaeffler Gruppe beharrte jedoch auf einer über 30 Prozent hinausgehenden Kontrollbeteiligung." Dabei sei die industrielle Logik dieser Kombination auch bei gutem Willen praktisch nicht erkennbar": "Continental würde Schaeffler nützen, Schaeffler aber nicht Continental."

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