GM will ein neues Opel-Management.
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält staatliche Finanzhilfen an die Opel-Mutter General Motors (GM) für möglich. Zunächst müsse der Konzern den Überbrückungskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen, sagte Schäuble der "Neuen Presse". Die Rechnung von Vorgänger Peer Steinbrück (SPD), dass eine Opel-Pleite den Staat drei Milliarden Euro kosten würde, sei nicht falsch. "Es geht aber nicht nur um den Haushalt, sondern um die betroffenen Menschen, um die Opel-Standorte und ganze Regionen."
Ohne Zugeständnisse droht Insovenz
Opel-Mutter GM, die den Opel-Verkauf
an den Zulieferer Magna und die russische Sberbank absagte, droht der
Belegschaft mit Insolvenz, wenn die Betriebsräte nicht zu Zugeständnissen
bereit sind. "Wir werden uns weiter mit den Ländern um Hilfe und Lösungen
für die Betroffenen bemühen", sagte Schäuble. Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
kündigte an, sich eng mit US-Präsident Barack Obama abzustimmen.
Die Chronologie des geplatzten Opel-Deals!
Die Länderchefs der vier Opel-Standorte in Deutschland und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) forderten GM am Donnerstagabend auf, umgehend ein Zukunftskonzept für Opel vorzulegen. "Für die Bundesländer ist klar, dass die vier Standorte nicht zur Disposition stehen", sagte der nordrhein-westfälische Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) nach einem Treffen von Bund- und Ländervertretern in Berlin. "Wir haben vereinbart, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen gemeinsam alles tun wollen, die Arbeitsplätze zu erhalten." GM müsse schnell ein Konzept vorlegen, sonst sei Hilfe nicht möglich. Brüderle sagte: "Wir sind uns einig, dass GM jetzt liefern muss."
Die Länder erwarten nach Angaben von Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Dies habe GM früher bereits angeboten. Er forderte wie Rüttgers, neue Staatshilfen an Bedingungen zu knüpfen. Dies verlangte auch IG Metall-Chef Berthold Huber. Erst wenn GM ein Konzept für Opel vorgelegt habe, "kann man über Hilfen nachdenken", sagte er der "Frankfurter Rundschau" (Freitag). Man dürfe "auf keinen Fall aufgrund vager Zusagen" Finanzmittel in Aussicht stellen.
Machtkampf
Der Machtkampf um Opel erreichte am Donnerstag einen
neuen Höhepunkt. Mit Wut im Bauch gingen tausende
von Opel-Mitarbeitern auf die Straßen. An allen großen deutschen
Opel-Standorten demonstrierten sie gegen die von GM geplanten
Massenentlassungen und Werkschließungen. Am Stammwerk in Rüsselsheim machten
rund 10.000 Opelaner mit Trillerpfeifen und Trommeln ihrem Ärger Luft.
Opel-Betriebsratschef Klaus Franz pochte auf mehr Eigenständigkeit für den Autobauer unter dem Dach von GM. "Die Adam Opel GmbH muss in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Wir wollen kein Anhängsel sein, das von Detroit aus durchregiert wird." Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter werfen den GM-Managern vor, Opel durch Arroganz gegenüber den Interessen europäischer Kunden und eine falsche Modellpolitik in die Krise geführt zu haben.
Die IG Metall will die Proteste europaweit massiv ausdehnen. "Wir planen europaweit eine wirkungsvolle Gegenwehr und einen Konflikt mit GM", sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild der "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe). Die Proteste am Donnerstag seien nur der Anfang gewesen, nicht mehr als ein "zarter Beginn".
Rasche Umbildung
Unterdessen kündigte GM-Chef Fritz Henderson
eine rasche Umbildung des Opel-Managements an. "Binnen Tagen oder Wochen"
wolle man ein neues Führungsteam für Opel/Vauxhall zusammenstellen, sagte
Henderson nach einem Bericht des "Wall Street Journals" am Donnerstag vor
Journalisten in Detroit. Vor dem Hintergrund der Proteste deutscher
Opel-Mitarbeiter räumte er ein, dass die Beziehungen zur Belegschaft in
Europa durch den langen Entscheidungsprozess des GM-Verwaltungsrats belastet
seien. "Da muss einiges gekittet und repariert werden", so Henderson.
GM will rund 10.000 Stellen in Europa streichen. Das würde etwa dem Konzept des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna entsprechen, der als Bieter abgeschmettert worden war. Nach dem Sanierungskonzept vom Frühjahr, auf dem GM aufbauen will, sollen drei Werke geschlossen werden: Antwerpen, Bochum und vorübergehend Eisenach. Nach GM-Angaben könnte Bochum möglicherweise überleben. Für Opel in Deutschland arbeiten mehr als 25 000 Menschen.
Opel-Händler zogen unterdessen ihre Zusage zurück, Opel im Fall einer Trennung von GM, mit bis zu 500 Millionen Euro unter die Arme zu greifen. "Das Thema ist vom Tisch. Es wird weder eine Beteiligung der Händler an Opel noch einen finanziellen Beitrag geben", sagte Albert Still, Vizepräsident des Verbandes Europäische Opelhändler (Euroda), der "Welt" (Freitag).