Vereinte Kräfte
Scheichs übernehmen Macht bei Daimler
23.03.2009
Der deutsche Autoriese holt sich Abu Dhabi als Großaktionär.
Der Inbegriff deutscher Autobau-Kunst, Daimler, ist jetzt fest in den Händen von Arabern. Nachdem Kuwait bereits seit den 70er Jahren als Großaktionär an Bord ist, hat nun das benachbarte Abu Dhabi zugeschlagen. Für knapp 2 Mrd. Euro sichert sich das Emirat 9,1 Prozent an Daimler. Kuwait gehören am Ende 6,9 Prozent. Die restlichen Aktien sind auf abertausende Besitzer auf der ganzen Welt verstreut.
Details will Daimler zu Mittag in Stuttgart mitteilen.
Gelddurst der "Marken-Ikone"
Daimler hat sich Abu Dhabi
selbst über eine Kapitalerhöhung ins Haus geholt. Dabei werden frische
Aktien vom Unternehmen ausgegeben und das eingenommene Geld fließt direkt in
die Konzernkasse. Kein Wunder, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche die neuen
Herren mit offenen Armen begrüßt. Und auch die Araber sind verzückt.
"Daimler ist eine Marken-Ikone", wurde Khadem Al Qubaisi, Chef der staatlich
kontrollierten Investmentgesellschaft Aabar.
Scheichs wollen mitreden
Die Milliarden kann Zetsche in Zeiten
von Absatzkrise und Wirtschaftsflaute gut gebrauchen - vor allem, um sein
Lieblingsprojekt Elektroauto voranzutreiben. Der Daimler-Boss muss aber
Macht abgeben: Abu Dhabi will sich bei seinem Engagement nicht wie Kuwait
auf die Rolle des stillen Teilhabers beschränken. Die selbstbewussten
Scheichs wollen in elementaren Zukunftsfragen mitreden: Bei den erwähnten
Elektroautos genauso wie bei leichten Verbundwerkstoffen, die den heute
verbauten schweren Stahl nach und nach ablösen sollen - eine zwingende
Voraussetzung, um Sprit und später Strom zu sparen.
Technischer Wurf nötig
Denn die schweren, spritfressenden
Autos mit dem Stern auf der Kühlerhaube verkaufen sich momentan nur noch
schleppend. Bei neuen Technologien wie dem Hybrid-Antrieb sind aber die
Japaner und hier allen voran Toyota führend. Daimler braucht deshalb
dringend wieder einen großen technologischen Wurf, um den Anschluss nicht zu
verlieren.
Abgang an den Golf
Ein Teil der Entwicklung könnte dabei auf
lange Sicht nicht mehr in Stuttgart stattfinden, sondern in der Golfregion.
In der Partnerschaft ist ausdrücklich festgeschrieben, dass eine
Ausbildungsstätte in Abu Dhabi gegründet wird für "junge Talente, die eine
Position in der Automobilindustrie anstreben". Was läge da näher, als vom
Erfinder des Automobils - Daimler - zu lernen?