Die Altersvorsorge wird bei vielen um ein Viertel gekürzt. Die SPÖ macht jetzt Druck auf Pröll.
Hunderttausende Österreicher zittern jetzt um ihre hart verdiente Pension. Insbesondere bei der so genannten "zweiten Säule“ des Pensionssystems, also bei der betrieblichen Vorsorge, gibt es schon jetzt herbe Verluste. Die 19 betrieblichen und überbetrieblichen Kassen haben im Jahr 2008 insgesamt im Schnitt fast 13 Prozent verloren. Das bedeutet einen Verlust von rund 1,5 Milliarden Euro.
560.000 Betroffene
Für die 560.000 Betroffenen in
Firmenpensionen ist das eine Katastrophe. Der Schutzverband der
Pensionskassenberechtigten (pekabe) wird derzeit mit E-Mails von
verzweifelten Anlegern überschwemmt.
Viertel verloren
Vor allem jene 60.000 Pensionisten, die
bereits Geld kassieren, sind voll betroffen. Viele haben 2008 ein Viertel
ihrer Pension eingebüßt: "Rund zwei Drittel der 60.000 haben
im vergangenen Jahr bis zu 25 Prozent Verlust gehabt. Seit dem Jahr 2000 gab
es sogar rund 45 Prozent Pensionskürzungen“, wettert Günter Braun von der
pekabe. Braun sieht auch für die Zukunft schwarz: "Diese großen
Verluste werden in den nächsten Jahren nicht aufzuholen sein.“
2003 schlecht reformiert?
Auch Arbeiterkammer-Präsident Herbert
Tumpel warnt im ÖSTERREICH-Gespräch: Die Bezieher einer Firmenpension seien
derzeit in einer „sehr prekären“ Lage. "Verantwortlich sind einerseits
Veranlagungsmisserfolge der Pensionskassen. Außerdem trägt die Politik der
schwarz-blauen Bundesregierung die Verantwortung. Diese hat 2003 die
Mindestverzinsung abgeschafft und den Aktienanteil erhöht“, kritisiert
Tumpel.
Einzelschicksale
Fallbeispiele gibt es zuhauf: Ein 84-Jähriger
schreibt etwa: "Ende November 2008 erhielt ich eine Mitteilung von
meiner Pensionskasse, wonach meine Firmenzusatzpension vorläufig um 15
Prozent per 1. Jänner 2009 aufgrund der derzeitigen Sachlage gekürzt werden
wird.“
Reform bis Sommer
Thomas Url, Pensionsexperte am
Wirtschaftsforschungsinstitut, erklärt gegenüber ÖSTERREICH: „Bei den
Pensionsreformen 2002 und 2004 gab es im öffentlichen ASVG-System
Pensionskürzungen. Daher halte ich es für sinnvoll, dass eine Altersvorsorge
auf mehreren Beinen steht, man also nicht alle Eier ins selbe Nest legt.“
Heftige SP-Kritik
Doch gerade bei der jahrelang hochgelobten
zweiten und dritten Säule von Betriebs- und Privatvorsorge ist nun richtig
Feuer am Dach. SPÖ-OÖ-Chef Erich Haider fordert von Finanzminister Josef
Pröll ein "Kassenhilfspaket“ und neue Gesetze, etwa ein Verbot von
Spekulationen in Aktien. Im Finanzministerium verweist man auf eine
Arbeitsgruppe um VP-Staatssekretär Reinhold Lopatka. "Bis zum
Sommer sollten wir ein Ergebnis haben“, kündigt Lopatka gegenüber ÖSTERREICH
an.
SPÖ-Haider im Interview: "Pröll muss jetzt den Kassen helfen"
ÖSTERREICH: Die Pensionskassen machen Verluste, die Leute kommen um
ihr Geld. Was muss getan werden?
Wie soll dieser Ausgleich aussehen?
Ein Hilfspaket für die Kassen?
Was muss passieren, um ähnliche Crashs in Zukunft zu verhindern?
Ein Verbot für Spekulationsgeschäfte bei den Kassen?
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