Heute rittert Big Frank bei Kanzlerin Merkel um Opel. Auch Fiat-Boss Marchionne hat noch nicht aufgegeben. Und am Dienstag wurde bekannt, dass auch ein chinesisches Unternehmen Interesse bekundet. GM hat sein Europa-Geschäft abgegeben.
Opel hat im Ringen um seine Eigenständigkeit einen Durchbruch erzielt. Am Mittwochvormittag stimmte der Aufsichtsrat des Autobauers in einer außerordentlichen Sitzung der Übertragung von europäischen Fabriken, Rechten und Patenten von GM an Opel zu, sagte der Opel-Betriebsratschef und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Franz. "Durch die Übertragung von Werken, Patenten und Rechten an Technologie wird die neue Adam Opel GmbH schuldenfrei eine Partnerschaft mit einem möglichen Investor eingehen können", ergänzte er.
Finanziell ist Opel bereits von der kriselnden Mutter getrennt, hatte Reuters zuvor von einer mit der Sache vertrauten Person erfahren. Bei GM scheint eine Insolvenz noch in dieser Woche möglich. Es wird damit gerechnet, dass die Gläubiger den Umschuldungsplan nicht akzeptiert haben. Das Ultimatum für die Zustimmung ist in der Nacht auf Mittwoch abgelaufen.
Chinesen mischen mit
Im Bieterkampf um den angeschlagenen
Autobauer Opel gibt es möglicherweise einen weiteren ernstzunehmenden
Interessenten. Dies bestätigte der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor
zu Guttenberg (CSU) am Dienstag in Berlin. Es handle sich um einen
chinesischen Interessenten, sagte Guttenberg, ohne genauere Angaben zu
machen.
Guttenberg machte auch deutlich, dass neben dem italienischen Autobauer Fiat und dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna auch der US-Investor Ripplewood weiter im Rennen sei. Bei dem chinesischen Interessenten handelt es sich nach Angaben der Online-Ausgabe der "Financial Times Deutschland" sowie nach Angaben aus Regierungskreisen um den Autohersteller Beijing Automotive Corp (BAIC).
Entscheidende Runde
Magna-Chef Siegfried Wolf und Magna-Gründer
Frank Stronach gehen heute im Berliner Kanzleramt in die entscheidende
Runde. Sie müssen die deutsche Regierungschefin Angela Merkel davon
überzeugen, Opel an Magna zu verkaufen - und nicht an den italienischen
Rivalen Fiat.
Mega-Deal
Für Magna wie Fiat geht es beim Verhandlungsmarathon
ab 17 Uhr um einen absoluten Mega-Deal. Für Stronach wäre es der ersehnte
Einstieg in die Komplettproduktion von Autos unter eigener Flagge, auf den
er seit Jahrzehnten hinarbeitet. Klar, dass bis zur letzten Sekunde beinhart
verhandelt wird. Zwar ist General Motors (GM) und nicht Deutschland
Opel-Verkäufer, aber ohne Staatsgarantie wollen weder Magna noch Fiat Opel
haben. Und die Garantie kommt von der deutschen Regierung. Die
GM-Konzernspitze sitzt aber bei der Elefantenrunde mit am Tisch.
Nacht-Sitzung
Deutschlands Regierung will jedenfalls noch am
Mittwoch entscheiden, wer im Cockpit des angeschlagenen Autobauers Platz
nehmen darf: Stronach und Wolf oder doch Fiat-Boss Sergio Marchionne. Der
dritte Interessent, US-Finanzinvestor Ripplewood (RHJ), hat weniger Chancen,
ebenso wie der Interessent aus China.
Nachbesserungen
Spannend wird das Match vor allem deswegen, weil
sowohl Magna als auch Fiat ihre Angebote nachbessern werden – und die
deutsche Regierung ordentlich Druck machen wird. Ein ordentliches Ergebnis
ist für die deutsche Regierung lebenswichtig – im September wird gewählt.
Kampf um Milliarden
Fiat will damit punkten, dass weniger
Staatsgarantien gefordert werden: zuletzt war von sechs statt sieben
Milliarden Euro die Rede. Außerdem locken die Italiener die Gewerkschaft mit
Mitbestimmungsrechten. Magna hingegen will mehr Geld als Fiat einschießen
und lockt mit der besseren Perspektive – die russischen Magna-Partner sollen
für einen Absatz-Boom im Osten sorgen. Heikel für Stronach: Als
Autozulieferer will Magna es sich mit Fiat auf keinen Fall komplett
verderben, schließlich sind die Italiener ein wichtiger Auftraggeber.
Gibt es einen klaren Sieger - möglicherweise bleiben aber sowohl Magna als auch Fiat im Rennen - will die deutsche Regierung eine Absichtserklärung unterzeichnen. Dann will man GM drängen, den Opel-Verkauf möglichst rasch über die Bühne zu bringen.
EU schaltet sich ein
Die EU-Kommission will ein neues
Krisentreffen für den angeschlagenen Autobauer Opel einberufen. "Wir suchen
einen Termin", sagte der Sprecher von Industriekommissar Günter Verheugen am
Mittwoch in Brüssel. "Die Minister werden eingeladen", man wolle in der
Frage "so schnell wie möglich" vorankommen, sagte er.
Kritik aus Belgien
Bereits Mitte März hatten sich Vertreter aus
einer Reihe von EU-Ländern mit GM-Standorten sowie von GM bei der
EU-Kommission in Brüssel getroffen, um über Hilfen für die europäischen
Standorte des US-Unternehmens zu beraten. Am Dienstag hatten belgische
Spitzenpolitiker in einem Brief an die deutsche Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) das für Mittwochabend in Berlin angesetzte Treffen über die
Zukunft von Opel indirekt kritisiert.