Dass fast 1.000 Mitarbeiter der österreichischen Softwaresparte bis Herbst gekündigt werden sollen, bringt den Betriebsrat auf die Palme. Er fordert die Politik auf, helfend einzugreifen.
Der Betriebsrat des Siemens-Softwarebereiches SIS & CT (ehemals PSE) stellt angesichts der geplanten Kündigung von 853 Mitarbeitern Arbeitsniederlegungen in den Raum. Betriebsratsvorsitzender Ataollah Samadani appelliert auch an die Politik, den Arbeitsplatzabbau zu stoppen, damit hochqualifizierte Experten nicht auf die Straße gesetzt werden.
Sozialplan reicht nicht
Die Größenordnung an Arbeitsplätzen, die
die Firmenleitung jetzt vernichten wolle, sei so dramatisch, dass ein
'einfacher Sozialplan' alleine wohl keine Antwort sein könne, so Samadani.
Auch die Firmenseite habe die Gefahr, durch die gekündigten Siemensianer den
IT-Arbeitsmarkt zu "überschwemmen", erkannt. Auf jeden Fall würden die
Kollegen "mit geeigneten Mitteln" die österreichischen Politiker in die
Pflicht nehmen.
Politik soll eingreifen
"Wir rufen die Politiker auf Landes- und
Bundesebene auf, die volkswirtschaftlichen Geisterfahrer in den
Managementebenen zu stoppen", so Samadani weiter. Zuerst würden zig-tausende
Euro Steuergeld in die Ausbildung junger Menschen investiert, dann lasse man
große Firmen mit diesem "Humankapital" satte Gewinne einheimsen - "und dann
sehen die staatlichen Repräsentanten tatenlos zu, wie diese Menschen - in
der Zwischenzeit hochqualifizierte Experten, wie wir sie bei der Siemens AG
haben - wieder arbeitslos gemacht werden sollen", kritisiert der
Betriebsratsvorsitzende. "Wenn schon die Siemens AG Österreich ihr "größtes
Kapital", nämlich ihre Mitarbeiter, achtlos wegwirft, dann liegt es
vielleicht dem einen oder anderen Politiker am Herzen, den F&E-Standort
Österreich (und Wien im speziellen) nicht vor die Hunde gehen zu lassen", so
Samadani.
Die Vertreter von Siemens Österreich haben in der ersten Gesprächsrunde am Montagabend mit dem Betriebsrat den geplanten Personalabbau im Softwarebereich bestätigt und Verhandlungen über einen Sozialplan angeboten. Konkrete inhaltliche Gespräche haben laut Samadani keine stattgefunden. Jetzt wartet der Betriebsrat auf "konkrete wirtschaftliche Zahlen", auf dieser Basis will er die wirtschaftliche Lage beurteilen und eventuelle Maßnahmen überlegen.