Siemens-Chef Peter Löscher schließt betriebsbedingte Kündigungen beim geplanten Stellenabbau im größten deutschen Elektrokonzern nicht restlos aus.
Der Stellenabbau solle so sozialverträglich wie möglich ablaufen, sagte er der "Bild"-Zeitung (Montag.) "Kündigungen sind das allerletzte Mittel. Am Ende muss eine gute Lösung her." Die IG Metall erinnerte den Vorstand an die Zusage, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und kündigte Proteste an, falls dies nicht eingehalten werde. In Österreich sind noch keine Abbaupläne bekannt.
17.000 Arbeitsplätze weniger
Insgesamt kostet das
Sparprogramm bei Siemens weltweit mehr als 17.000 Arbeitsplätze, davon 6.450
in Deutschland. Offiziell wurden die Zahlen auch am Wochenende aber weder
von Siemens noch von der IG Metall bestätigt. "Ende letzter Woche haben wir
zuerst den Gremien unsere Pläne gegeben. Einige darin enthaltene Angaben
haben offenbar gleich danach die Öffentlichkeit erreicht", sagte Löscher zu
den kursierenden Zahlen. Mit dem Betriebsrat solle nun zügig verhandelt
werden, um konkrete Abbaupläne zu erarbeiten. "Ich möchte so schnell wie
möglich Klarheit schaffen, je früher desto besser. Denn natürlich ist
Unsicherheit da und jeder möchte konkret wissen, was kommt."
Der Stellenabbau sei aber nötig, um auch in der Verwaltung produktiver und effizienter zu werden, sagte der Siemens-Chef. "Unser Geschäft wächst. Aber unsere Verwaltungen müssen schlanker werden." Das bedeute "weniger Verwaltungen, weniger Bürojobs".
Situation in Österreich unklar
Aus der österreichischen
Siemens-Niederlassung hieß es am Freitag, man habe derzeit keine konkreten
Pläne zu einem weiteren Stellenabbau. In Österreich hatten Einsparungspläne
schon im März für Aufregung gesorgt. Der Betriebsrat hatte sich gegen den
Verkauf von 15 bis 18 Teilbereichen von Siemens Österreich mit rund 3.500
der in Summe 18.000 Mitarbeiter gestemmt. Nach heftigen Debatten ist ein
guter Teil der Teilbereiche schließlich im Unternehmen verblieben.
Sparprogramm sorgt für Verunsicherung
Löscher hatte bereits
vor Monaten angekündigt, die Kosten für Verwaltung und Vertrieb um 1,2 Mrd.
Euro senken zu wollen und klar gemacht, dass dies auch Arbeitsplätze kosten
werde. Wie viele Stellen betroffen sind, hatte Siemens aber offen gelassen.
Löscher räumte in diesem Zusammenhang einen Kommunikationsfehler ein. Aus
heutiger Sicht sei es falsch gewesen, dass er die Einsparungen in Verwaltung
und Vertrieb schon im November angekündigt habe obwohl er gewusst habe,
danach monatelang die Details schuldig bleiben zu müssen, sagte Löscher dem
Magazin "Focus".
Unter den Beschäftigten sorgt das Sparprogramm seit Monaten für große Unruhe. Das Management befürchtet dem Bericht zufolge, dass darunter auch das Geschäft leiden könnte. Vorstand Heinrich Hiesinger habe sich am Mittwoch bereits in einer E-Mail an die internationale Belegschaft gewandt. "Viele Mitarbeiter fühlen sich verunsichert", zitiert "Focus" aus dem Schreiben. Er habe den Eindruck, dass über die Sparoffensive die eigentlichen Ziele vergessen würden, schreibe Hiesinger. Dabei dürften die Beschäftigten aber das "Allerwichtigste", die Kunden, nicht aus den Augen verlieren.
In Deutschland wird von dem Stellenabbau bei Siemens Bayern besonders stark betroffen sein. Allein im fränkischen Erlangen sollen nach dpa-Informationen 1330 Arbeitsplätze wegfallen und in Nürnberg weitere 540. Zudem sollen am Konzernsitz München 900 Jobs gestrichen werden. Auch Berlin wird es mit 340 Stellen hart treffen. Siemens beschäftigt in Deutschland rund 130 000 Menschen, weltweit sind es 435.000 Beschäftigte.