Durch den Verkauf des Autozuliefereres VDO und durch operative Fortschritte machte Siemens einen Gewinn von 6,5 Milliarden Euro.
Der Siemens-Konzern geht gestärkt durch Milliardengewinne in die weitere Aufarbeitung des Schmiergeldskandals. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erzielte das krisengeschüttelte Unternehmen dank des Verkaufs des Autozulieferers VDO und operativer Fortschritte einen Gewinn von knapp 6,5 Mrd. Euro nach 788 Mio. Euro vor einem Jahr. "Wir sind gut und stabil unterwegs", sagte Siemens-Chef Peter Löscher am Donnerstag in München.
Sorgenkinder sind allerdings die Verkehrstechnik mit anhaltenden Problemen bei den "Combino"-Straßenbahnen und die bisherige Ertragsperle Energieerzeugung. Die Kosten für die Schmiergeldaffäre summieren sich inzwischen auf mehr als 1,5 Mrd. Euro. Diese Summe dürfte sich zum Beispiel durch eine drohende Milliardenstrafe in den USA noch deutlich erhöhen.
Gutes erstes Quartal 07/08
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres
2007/08 (30. September) schnitt der Konzern aber besser ab als von Analysten
erwartet. Das operative Ergebnis der Bereiche stieg um 16 Prozent auf 1,7
Mrd. Euro. Der Umsatz stieg zum Start ins neue Geschäftsjahr um zehn Prozent
auf 18,4 Mrd. Euro, der Auftragseingang wuchs um neun Prozent. "Siemens hat
ein starkes Wachstumspotenzial", sagte Löscher. So nahm der Auftragseingang
um neun Prozent auf 24,2 Mrd. Euro zu. Die Börse begrüßte die Zahlen mit
einem Kursaufschlag von 3,1 Prozent auf 84,80 Euro.
Eine weitere Abschwächung der US-Konjunktur fürchtet der Konzern erst auf etwas längere Sicht. Offen ist, ob es im Geschäftsjahr 2008/09 so gut weiterläuft. Bisher hatte Siemens eine anhaltende Dynamik angekündigt. Diese Prognose wolle Löscher nun nicht wiederholen. Wie angekündigt bekamen die neuen Sektoren Industrie und Energie neue, noch ehrgeizigere Margenziele verordnet. "Wir wollen bei der Ertragskraft zu den besten Wettbewerbern aufschließen", sagte Löscher.
Teure Schmiergeldaffäre
Die Schmiergeldaffäre kommt den
Konzern weiter teuer zu stehen. Im ersten Quartal gab das Unternehmen
insgesamt 127 Mio. Euro für Berater und die Verbesserung der Kontrollsysteme
aus. Damit summieren sich die Kosten des Skandals bereits auf mehr als 1,5
Mrd. Euro. Auch für die Zukunft erwartet Siemens nach eigenen Angaben
Strafzahlungen, Geldstrafen und andere Ausgaben in erheblichem Umfang.
Löscher gab sich angesichts neuer Hinweise auf eine mögliche Verwicklung von
aktiven Vorstandsmitgliedern in die Affäre gelassen. "Ich vertraue meinem
Vorstand." Auf der Hauptversammlung sollte der gesamte Vorstand mit Ausnahme
Löschers wegen der neuen Hinweise nicht entlastet werden.
Verkehrstechnik bleibt Sorgenkind
Ein Sorgenkind bei Siemens ist
weiterhin die Verkehrstechnik. Hier brach das operative Ergebnis um mehr als
die Hälfte auf 22 Mio. Euro ein. Einmal mehr musste der Konzern Belastungen
wegen der fehlkonstruierten "Combino"-Züge hinnehmen. Auf die
Energieerzeugung lag nach einem Rückgang des Ergebnisses um 20 Prozent auf
135 Mio. Euro weit unter den Zielvorgaben. Ein neues Management solle die
Probleme lösen, sagte Löscher. Kräftig die Gewinne steigern konnten unter
anderem die Antriebssparte A&D (655 Mio. Euro), die Energieübertragung (204
Mio. Euro) und die Medizintechnik (332 Mio. Euro).