Manchmal sogar im Stundentakt wechseln die Preise an der Zapfsäule. Experten vermuten dahinter System und zusätzliche saftige Gewinne.
Nicht nur die Steuern und Rohölpreise treiben die Kosten beim Tanken in immer schwindelerregendere Höhen: Auch ein völlig neuer Trend der Ölmultis sorgt nun für zusätzliches Körberlgeld bei den Konzernen, wie Lydia Ninz vom ARBÖ im Gespräch mit ÖSTERREICH kritisiert. „Die Preise an den Tankstellen werden immer öfter geändert, in einem Fall haben wir 24 Änderungen an einem Tag gezählt. Unmöglich für Autofahrer, Preise zu vergleichen.“
Pächter packt aus
Die Abzockerei mit hohen Spritpreisen – so
funktioniert sie wirklich. In ÖSTERREICH erzählt erstmals (anonym) eine
Tankstellenpächterin, wie getrickst wird. „Bis zu viermal pro Tag bekommen
wir von der Zentrale die Information über Preisänderungen, im Schnitt fünf
bis zehnmal pro Woche“, sagt die Frau. „Der Preis an der Anzeigentafel wird
vollelektronisch von der Zentrale aus umgestellt.“ Oft würde die
Benachrichtigung erst eine Viertelstunde im Vorhinein erfolgen.
Für Lydia Ninz gibt es dafür eine Erklärung: „Die Mineralölfirmen lassen im Hintergrund vermutlich ein Computerprogramm laufen, das die Preise ‚optimiert’. Je höher die Nachfrage bei einer Tankstelle ist, desto mehr muss man zahlen.“
Einen Vorwurf, den die Ölmultis nicht auf sitzen lassen wollen. Monika Matausch von BP erklärt gegenüber ÖSTERREICH: „Es stimmt, dass die Preise mehrmals pro Tag geändert werden. Das hat damit zu tun, dass unsere Partner die Preise im unmittelbaren Umfeld beobachten. Im Sinne des Wettbewerbs gibt es dann Anpassungen. Ein Computerprogramm steht aber sicher nicht dahinter.“ Matausch führt die Preisänderungen auf die „schnelllebigere Zeit“ zurück.
231 Änderungen
Für die Autofahrer heißt das am Beispiel BP:
In Österreich werden 485 BP-Tankstellen betrieben. Bei 290 davon diktiert
die BP-Zentrale den Preis. Am letzten Freitag änderten 231 Tankstellen den
Preis, 38 Tankstellen zweimal und vier Tankstellen sogar dreimal.
Bei der OMV funktioniert das ähnlich: Eine eigene Abteilung in der Zentrale kümmere sich um die Preisanpassungen, sagt Sprecher Thomas Huemer. Im Schnitt gibt es „höchstens dreimal pro Tag“ eine Änderung. Der ARBÖ verweist darauf, dass es noch in den vergangenen Jahren üblich war, maximal einmal pro Tag den Preis zu ändern, das Wochenende war lange Zeit tabu – jetzt gehört es zum Alltag.
Autofahrer sind die Blöden
„Pro Tag werden an Zapfsäulen
27,5 Millionen Liter Treibstoff verkauft. Jedes Mal, wenn eine Preissenkung
um zwei Cent zwei Tage lang verzögert wird, entstehen für Autofahrer
Mehrkosten von 1,1 Mio. Euro. Pro Jahr macht das einen Schaden von 33 Mio.“,
so Ninz. Jede Stunde Preisverzögerung ist bares Geld.
(wol)