Die durch einen Milliardenverlust angeschlagene französische Großbank Societe Generale schließt eine freundliche Übernahme offenbar nicht grundsätzlich aus.
Die französische Regierung schließt ebenfalls nicht aus, dass die von einem Handelsskandal erschütterten Großbank Societe Generale übernommen wird. Sollte es dazu kommen, würde man aber eine Übernahme mit Zustimmung der Bank bevorzugen, sagte der Berater von Präsident Nicolas Sarkozy, Claude Gueant, der Zeitung "Le Parisien" (Sonntag-Ausgabe). "Für die Behörden ist eine Sache klar: Eine freundliche Lösung würde einer feindlichen Übernahme durch irgendeine Finanzinstitution in jedem Fall vorgezogen."
Angebot wird "geprüft"
Bankchef Daniel Bouton habe
sich am Mittwoch vor dem Verwaltungsrat bereiterklärt, ein freundliches
Übernahmeangebot "zu prüfen", sagte ein
Verwaltungsratsmitglied der Nachrichtenagentur AFP. Im Grunde setze Bouton
aber auf die geplante Kapitalerhöhung. "Er glaubt nicht, dass es
derzeit eine freundliche oder feindliche Übernahme gibt." Die Bank
solle unabhängig bleiben.
Zentralbank steht hinter Großbank
Die französische
Zentralbank hat sich hinter die von einem Handelsskandal erschütterte
Großbank Societe Generale gestellt. Zentralbankchef Christian Noyer teilte
am Mittwoch mit, die Notenbank sei am vorvergangenen Sonntag über die
Probleme bei Societe Generale informiert worden und habe zugestimmt, dass
die aufgebauten Handelspositionen rasch abgebaut werden sollten. Damit seien
die Interessen der Kunden gewahrt worden. Noyer räumte allerdings ein, die
Bank sei bereits im März 2007 vor Risiken im operativen Geschäft gewarnt
worden.
"Richtige Entscheidung"
Der Chef der französischen
Börsenaufsicht AMF, Michel Prada, erklärte, Societe-Generale-Chef Daniel
Bouton habe nach Aufdecken der milliardenschweren Positionen die richtige
Entscheidung getroffen. "Wir waren der einhelligen Meinung, dass es
außerordentlich gefährlich für das Institut und die Pariser Börse ist, mit
der Nachricht an die Öffentlichkeit zu gehen, bevor das Problem nicht gelöst
ist", sagte er.
Der 31-jährige Händler Jerome Kerviel soll bei Societe Generale Positionen von 50 Mrd. Euro aufgebaut haben. Durch den Verkauf der Papiere Anfang vergangener Woche war ein Verlust von fast fünf Mrd. Euro entstanden.