Alpin-Ski
Sölden überlegt Weltcup-Ausstieg
27.10.2007
In Deutschland hat man vergeblich auf TV-Bilder gewartet - die großen deutschen Sender hatten am Weltcup-Auftakt kein Interesse.
Während der ORF beim Weltcup-Auftakt in Sölden sogar mit neuen und beeindruckenden Superzeitlupen-Aufnahmen (1.000 Bilder pro Sekunde) glänzte, bleiben am Wochenende in Deutschland die TV-Schirme komplett dunkel. Grund ist aber nicht der andauernde Rechtestreit im Nachbarland, sondern Desinteresse bei den großen deutschen TV-Sendern am Alpinski-Sport.
Sölden überlegt deshalb jetzt sogar, künftig keine Rennen mehr auszutragen.
Urlaubsort braucht Berichterstattung
Für den Tiroler
Wintersport-Ort im Ötztal ist Deutschland der wichtigste Tourismus-Markt
überhaupt. Rund die Hälfte der Söldener Urlaubsgäste kommen aus dem
Nachbarland. Parallel zum Skiweltcup in Sölden ist derzeit eine Abteilung
aus Tirol in Hamburg, um dort Werbung zu machen.
Der Söldener Tourismus-Obmann Oliver Schwarz hatte am Samstag auf eine Spitzenplatzierung von Maria Riesch gehofft, um zumindest in den deutschen Kurznachrichten vorzukommen. Die im ersten Durchgang auf Platz fünf liegende Bayerin schied aber aus.
Ausstieg ernsthaft angedacht
"Es schaut also nicht gut aus",
sagte Schwarz und bestätigte, dass man ernsthaft über ein Ausstiegs-Szenario
nachdenke. "Wir überlegen, wie wir nächstes Jahr weiter machen. Deutschland
ist für uns ein sehr wichtiger Markt. Man muss sich fragen, ob man das Geld,
das uns der Weltcup kostet, nicht besser andersweitig einsetzt".
Auch Jo Margreiter, der Chef der Tirol-Werbung, bedauerte. "Es ist sehr bitter, dass das deutsche Fernsehen nicht dabei war. Das wären gewaltige Tourismus-Bilder gewesen."
Auch beim Internationalen Skiverband macht man sich Gedanken, ist doch der Ski-Zirkus extrem stark vom Fernsehen abhängig. Zudem gibt es unabhängig vom momentanen Desinteresse der großen TV-Station in Deutschland derzeit auch einen Streit zwischen RTL und dem deutschen Skiverband DSV um die Rechte an den Übertragungen der FIS-Bewerbe in Deutschland. Dem DSV fehlen momentan deshalb Millionen.
FIS-Präsident Gian Franco Kasper hofft in allen Fällen auf eine baldige Lösung. "Sonst verlieren wir unseren wichtigsten Markt." Das Interesse der deutschen TV-Station ist aber wohl nur durch Erfolge von DSV-Athleten zu schüren.