Ein Firmenkonsortium will in Afrika mehrere Sonnenkraftwerke bauen. Es ist eine der größten Ökostrom-Projekte aller Zeiten.
20 große Konzerne planen, deutsche Haushalte mit Solarstrom aus Afrika zu versorgen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, wollen sich die Firmen, darunter die Münchener Rück, Siemens, die Deutsche Bank und RWE, Mitte Juli zu einem Konsortium für das Vorhaben zusammenschließen. Der Bau riesiger Solarkraftwerke in den Wüsten des afrikanischen Kontinents soll demnach 400 Milliarden Euro kosten und in zehn Jahren den ersten Strom liefern.
Größte private Ökostrom-Initiative aller Zeiten
Das
Projekt gilt als eine der größten privaten Ökostrom-Initiativen aller
Zeiten. Trotz Wirtschaftskrise will das Konsortium damit den Kampf gegen den
Klimawandel vorantreiben und sich weltweit an die Spitze der grünen
Technologie stellen. Das Milliardenprojekt Desertec solle vor allem
beweisen, dass sich Strom auf diese Weise auch wirtschaftlich produzieren
lässt.
Geheime Teilnehmerliste
An der Spitze der Gruppe steht der
weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück. Bereits am 13. Juli kommen die
Firmen demnach zur konstituierenden Sitzung in München zusammen. Noch
hält der Konzern die Teilnehmerliste unter Verschluss. Angehören wollen der
Gruppe der Kraftwerksbauer laut "SZ" jedoch Siemens, Deutschlands
zweitgrößter Energieversorger RWE und die Deutsche Bank. Auch
Bundesministerien und der Club of Rome sollen bei der Gründung mit am Tisch
sitzen. Dieser Zusammenschluss führender Wissenschaftler, Politiker und
Manager verfolgt die Idee afrikanischen Solarstroms schon seit Jahren.
Bisher aber ließ sich kein Großprojekt in Afrika realisieren. Mittelfristig
sollen auch europäische und nordafrikanische Partner für das ehrgeizige
Projekt gewonnen werden.
Politisch stabile Standorte
Mit dem Milliardenprojekt wollen die
Unterzeichner das ungeheure Energiepotenzial in den Wüsten südlich des
Mittelmeeres erschließen. Denkbar seien Solarkraftwerke an mehreren
Standorten in Nordafrika, erklärte Jeworrek. Wichtigstes Kriterium: Die
Anlagen müssen in politisch stabilen Ländern stehen. "Technisch ist das
Projekt realisierbar", sagte Jeworrek. In der kalifornischen Mojave-Wüste
und in Spanien gebe es bereits erste Anlagen. Die Kraftwerke bündeln über
Spiegel Sonnenlicht, erhitzen Spezialöl und wandeln dessen Wärme in
Wasserdampf für den Antrieb von Turbinen um. Damit unterscheiden sie sich
von Photovoltaik-Anlagen, die Strom direkt produzieren.
Das energiepolitische Ziel des Konsortiums ist hochgesteckt. Über Desertec ließen sich beim geplanten Investitionsvolumen etwa 15 Prozent der europäischen Stromversorgung decken, glaubt Jeworrek. Das Projekt soll sich seinen Angaben zufolge langfristig selbst tragen. "Es braucht natürlich am Anfang eine gewisse Investitionssicherheit, zum Beispiel eine Abnahmegarantie zu einem bestimmten Preis", sagte Jeworrek. Der Strom dürfe aber nicht dauerhaft subventioniert werden. Wettbewerbsfähig soll Desertec demnach in zehn bis 15 Jahren sein.