Nowotny
Sparer brauchen sich nicht fürchten
16.09.2008
Sparer müssen nicht um ihre Ersparnisse fürchten, die österreichischen Banken seien sicher, so OeNB-Präsident Nowotny.
Österreichs Sparer müssen aufgrund der neuerlichen massiven Turbulenzen auf den Kapitalmärkten - im Anschluss an die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers - nicht um ihre Ersparnisse fürchten, betonte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, im Ö1-Morgenjournal-Interview. Auf Europa und Österreich werde sich die Krise allerdings über eine zu erwartende Konjunkturabschwächung auswirken.
Wirkung auf Konjunktur "gefährlich"
"Der Sparer
als Sparer muss nichts befürchten, viel eher gefährlich ist die Wirkung auf
die Konjunktur", sagte Nowotny. Die leider bereits jetzt schon vorhandene
Tendenz zur Konjunkturverschlechterung könne durch diese Entwicklungen
verstärkt werden. "Zunächst einmal in den USA, aber wir können uns von
diesen Entwicklungen nicht ganz abkoppeln", so Nowotny.
Österreichische Banken sind sicher
"Aus der Sicht des
Sparers ergibt sich kein spezielles Problem, die österreichischen und
europäischen Banken sind sicher", so Nowotny. Bei der Finanzkrise handle es
sich um die Krise eines ganz speziellen Bankenmodells. Alle Banken, die in
Problemen waren, seien Investmentbanken und nicht Kommerzbanken. Die
europäischen Geschäftsbanken seien nicht in demselben Maße börsenorientiert
und würden sich nicht über den Geldmarkt, sondern über Spareinlagen
finanzieren. "Und das hat sich als sehr viel stabiler erwiesen. Es hat sich
jetzt das vermeintlich altmodische europäische System bewährt", so der
OeNB-Gouverneur.
Realwirtschaft als größeres Problem
Die Probleme sehe
er nicht im Kreditsektor, die Probleme sehe er in der Realwirtschaft, so
Nowotny. Nicht die finanzielle Seite werde auf Europa überschwappen, aber
die konjunkturelle Seite werde sich nicht abkoppeln lassen. Die USA seien
davon tatsächlich betroffen, es sei nicht nur ein Problem des Häusermarktes
sondern auch ein Problem des stark kapitalmarktorientierten
US-Pensionssystems. "Und das, fürchte ich, wird schon Auswirkungen haben",
so Nowotny.
Angesichts der anhaltenden Finanzkrise stelle sich schon die Frage, ob ob man in der Vergangenheit nicht unter bestimmten Aspekten mit Liberalisierung und Deregulierung auf den Kapitalmärkten zu weit gegangen ist, so Nowotny. "Wir sehen ja jetzt die Ergebnisse davon".
"Garantieprodukte" ohne Garantie
Im Zusammenhang mit
Garantieprodukten, für die Lehman Brothers die Garantie gegeben hat, wies
Nowotny darauf hin, dass diese Produkte jetzt nicht wertlos seien, aber das
Garantieelement weggefallen ist. Lösungen müssten von der Branche selber
kommen. Er könne sich für die Betroffenen Kunden Kulanzangebote durch die
Versicherungsgesellschaften vorstellen. Noch habe es dazu aber keine
Gespräche gegeben. Zusammen mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) werde derzeit
festgestellt, wer betroffen ist. In Österreich sei dies erfreulicherweise
nur ein geringer Bereich. Konkrete Zahlen wollte Nowotny - im Einvernehmen
mit europäischen Regelungen - noch nicht nennen. Österreich sei jedoch nur
am Rande betroffen.