Die Bespitzelungs-Affäre bei der Deutschen Telekom weitet sich aus. Die Staatsanwaltschaft Bonn hat ein Verfahren eingeleitet.
In der Bespitzelungsaffäre der Deutschen Telekom hat die Bonner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das teilte ein Sprecher der Anklagebehörde am Donnerstag auf Anfrage mit. Einen Bericht des "Bonner General-Anzeigers", wonach die Unternehmenszentrale der Telekom durchsucht werde, wollte er nicht kommentieren.
Bespitzelung schon viel früher?
Die Telekom soll nach einem
Medienbericht viel früher als bisher bekannt Spitzelaufträge erteilt haben,
um Informanten aus dem Konzern auf die Schliche zu kommen. Wie die
"Financial Times Deutschland" (FTD) in ihrer Donnerstagsausgabe berichtet,
habe die von Ex-Geheimdienstlern gegründete Berliner Wirtschaftsdetektei
Desa nach einem Leck bei der Telekom gesucht. Im Visier habe dabei unter
anderem ein Reporter der FTD gestanden. Ein Konzernsprecher sagte, der Fall
sei dem Unternehmen nicht bekannt.
Wie das Hamburger Wirtschaftsblatt weiter berichtete, seien die Methoden weit über das für die Jahre 2005 und 2006 bekannte Auswerten von Telefonverbindungen hinausgegangen. Die privaten Fahnder versuchten sogar, mit versteckter Kamera Hinweise auf die Kontaktperson des Reporters zu finden. Dies lege nahe, dass die Telekom jahrelang ein Spitzelsystem gegen Journalisten und ihre Spitzenkräfte unterhalten habe, resümierte das Blatt.
Aufsichtsrat stärkt Obermann den Rücken
Der
Aufsichtsrat der Telekom stärkte unterdessen Vorstandschef René Obermann in
der Bespitzelungsaffäre den Rücken. Das Kontrollgremium habe ausdrücklich
die von ihm eingeleiteten Maßnahmen begrüßt und seinen Kurs unterstützt, um
künftig einen Datenmissbrauch in dem Unternehmen zu verhindern, sagte
Konzernsprecher Philipp Schindera am späten Mittwochabend in Bonn. Zu den
Details, die auf der fünfstündigen Sitzung des Aufsichtsrates besprochen
wurden, wollte er sich nicht äußern.