Die ÖBB investieren endlich in Züge. Aber im Bereich Personenverkehr rumort es dennoch heftig.
Die ÖBB werden demnächst 40 weitere neue Railjet-Fernverkehrszüge bei Siemens bestellen. Eine entsprechende Option haben die Bundesbahnen bereits bei der Bestellung der ersten 23 Garnituren vereinbart. Derzeit arbeiteten die ÖBB an den Vorbereitungen, diese Option zu ziehen. "Ich denke aber, es wird nicht mehr allzu lang dauern", sagte ÖBB-General Huber.
Der Wert des Folgeauftrags wird von Beobachtern auf rund 450 Mio. Euro geschätzt. Für die ersten 23 Züge zahlen die ÖBB 243,5 Mio. Euro, der Kaufpreis für die weiteren 40 Züge ist - abgesehen von einer geringfügigen Inflationsanpassung - im Rahmen der Option bereits fix vereinbart worden. Die ÖBB wollen die Ausgaben zum Großteil aus der eigenen Tasche finanzieren, der Rest soll über Kredite des internationalen Bahnfinanzierers Eurofima gedeckt werden.
In einem Jahr wird der erste der bis 230 km/h schnellen Railjets fertig sein. "Bis zum Einsatz Anfang 2008 haben wir sechs Züge", so Stefan Wehinger, Personenverkehrsvorstand der ÖBB. Unterwegs sein sollen die Züge zunächst zwischen Budapest und München. Die Fahrzeit Wien-Salzburg soll mit den neuen Garnituren, die übrigens auch ein bordeigenes Bistro haben werden, nur noch zwei Stunden betragen.
Business Class
Neben der Geschwindigkeit soll ein völlig neuer Komfort mit bequemen Sitzen Kunden anlocken. Business- und Premium-Class werden 90 Sitzplätze für Geschäftsreisende bieten.
Investitionen in neues Material sind überfällig. Sie können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Personenverkehr heftig rumort. Die Vorstände Wehinger und Wilhelmine Goldmann haben kaum eine Gesprächsbasis miteinander.
Die Situation ist auch durch die Pattstellung nach den Wahlen verfahren. Goldmann, die ÖBB-Boss Martin Huber heuer im Sommer abschießen wollte, nutzt die Situation, um bei ihren Parteifreunden in der SPÖ Stimmung für sich zu machen.
Streit im Vorstand
Wehinger, ein Vertrauter des scheidenden BZÖ-Infrastrukturministers Hubert Gorbach, weiß, dass er in dieser Konstellation schlechte Karten hat. Er vertraut auf General Huber und versucht, mit der Veröffentlichung von Erfolgszahlen zu punkten. Wehinger: "Wir haben 2006 die Zahl der Fahrgäste um rund eine Million gesteigert, das ist ein Plus von drei Prozent. Die Zahl der ÖBB-Stammkunden ist um 28 Prozent auf 1,2 Millionen angewachsen."
Doch trotz Railjet-Feierstimmung: Entweder Wehinger oder Goldmann werden wohl vorzeitig gehen müssen.