Der Nano soll der "indische Volkswagen" werden. Der Europäische Markt muss sich noch gedulden.
Nach vielen Anlaufschwierigkeiten hat das indische Firmenimperium Tata am Montag das billigste Auto der Welt vorgestellt. "Ich denke, wir stehen kurz davor, den Menschen in Indien eine neues Transportmittel anzubieten", sagt Unternehmenschef Ratan Tata bei der Vorstellung des Tata Nano in Mumbai.
Rund 1.500 Euro
Der Konzern will mit dem Kleinwagen der
städtischen Mittelschicht Indiens eine erschwingliche und sicherere
Alternative zum Motorrad bieten. Die einfachste Version des Kleinwagens -
dessen Käufer auf jeglichen Komfort wie Klimaanlage, elektrische
Fensterheber oder Servolenkung verzichten müssen - soll 100.000 Rupien (rund
1.500 Euro) kosten.
Wirtschaftskrise als Vorteil
Die Wirtschaftskrise mache es
derzeit noch attraktiver, den Nano zu kaufen, sagte Tata. Zugleich könnte
sie aber auch zu einem Problem für das Prestigeprojekt werden, mit dem Tata
einen indischen "Volkswagen" schaffen will - denn gerade die Mittelschicht
hält in der aktuellen Situation ihr Geld zusammen. Ein Potenzial für den
billigen Kleinwagen gibt es dennoch: Bisher besitzen in Indien besitzen
gerade einmal sieben von 1.000 Einwohnern ein Auto - in Deutschland sind es
550.
Los-Entscheid
Bestellungen will das Unternehmen vom 9. bis zum
23. April entgegennehmen; danach soll per Los entschieden werden, wer die
ersten 100.000 Wagen erhält. Händler wurden nach eigenen Angaben bereits mit
Anfragen nach dem Nano überschwemmt.
Vor Jahren angekündigt
Tata hatte den Nano bereits vor mehr
als einem Jahr feierlich angekündigt. Der Bau des Kleinwagens verzögerte
sich dann allerdings massiv, vor allem da das Unternehmen nach wochenlangen
gewaltsamen Protesten einen Standort im Bundesstaat Westbengalen aufgeben
musste, nachdem die dortige Fabrik schon fast fertiggestellt war. Die neue
Hauptproduktionsstätte im westlichen Bundesstaat Gujarat ist noch nicht
fertiggestellt. Da die Kapazitäten entsprechend begrenzt sind, werden im
ersten Jahr wahrscheinlich nur 30.000 bis 50.000 Autos hergestellt.
Europäischer Markt
Nach dem Start in Indien will Nano auch
eine Version für den deutschen und europäischen Markt entwickeln.
Hierzulande könnte der indische Volkswagen rund 5.000 Euro kosten. Der
Fünfsitzer mit dem sparsamen 33-PS-Motor, der wie beim VW-Käfer im Heck
sitzt, soll alle europäischen Abgas-und Sicherheitsstandards erfüllen. Auch
hier allerdings soll er keinerlei Extras aufweisen.