Atomgeschäfte
Toshiba kauft 77 Prozent an Westinghouse
04.10.2006
Der japanischer Konzern Toshiba übernimmt 77 Prozent an der US-Atomenergie-Firma Westinghouse für rund 4,2 Milliarden Dollar.
Der japanische Toshiba-Konzern übernimmt mehr als drei Viertel an der US-Atomenergiefirma Westinghouse. Der Mischkonzern kaufe 77 Prozent an dem Unternehmen für rund 4,2 Milliarden Dollar (3,3 Milliarden Euro) von British Nuclear Fuels (BNFL). Die Shaw Group werde 20 Prozent, IHI die restlichen drei Prozent erhalten. Toshiba erwirbt damit einen wesentlich größeren Anteil als ursprünglich geplant.
Kaufabsicht seit Februar
Toshiba hatte im Februar 2006 seine Kaufabsicht bekannt gegeben. Damals hatten sich das Unternehmen mit BNFL geeinigt, Westinghouse als Teil eines Konsortiums zu übernehmen. Der eigene Anteil sollte eigentlich bei 51 Prozent oder etwas darüber liegen, doch Toshiba war es nicht gelungen, den Handelskonzern Marubeni mit in die Bietergruppe zu holen.
Toshibas Anteil an Westinghouse könnte allerdings in der Zukunft etwas abnehmen, sagte ein Firmensprecher. Das Unternehmen verhandle derzeit noch mit einigen Interessenten über den Kauf von Minderheitsanteilen.
Reaktoren für die Atomindustrie
Toshiba war aus einem monatelangen Verkaufsverfahren als aussichtsreichster Bieter hervorgegangen und stach dabei General Electric und Mitsubishi Heavy Industries aus. Toshiba baut mit der Übernahme sein Geschäft mit Reaktoren für die Atomindustrie aus.
Kredit-Finanzierung
Zur Finanzierung der Übernahme will Toshiba nach eigenen Angaben Kredite aufnehmen. Eine Kapitalerhöhung sei nicht geplant, sagte der Sprecher. Nach Angaben vom Juni werde Toshiba die Investition in 15 bis 20 Jahren zurückverdient haben. Das Unternehmen setzt dabei auf eine steigende Nachfrage nach Druckwasser-Reaktoren aus den USA und China.
Skepsis über Einstieg
Branchenexperten äußerten sich skeptisch über den Einstieg. Die Investition sei ein finanzielles Risiko, da Toshiba noch immer den Hauptteil seiner Gewinne im schwankungsanfälligen Markt für Mikrochips erwirtschafte, sagte Analyst Tatsuya Mizuno von der Ratingagentur Fitch. "Aber was passiert, wenn die Speicherchippreise in den kommenden Jahren stärker fallen als Toshiba erwartet?", fragte er. Es sei zudem unklar, ob der Konzern ausreichend Aufträge bekommen werde, um eine derartige Milliardeninvestition zu stemmen.