Magna-Konkurrent
Überraschende Wende im Kampf um Opel
12.07.2009
Der beglische Riplewood-Ableger RHJI führt intensive Verhandlungen mit GM.
Im Übernahmekampf um den angeschlagenen deutschen Autobauer Opel zeichnet sich eine überraschende Wende ab. Zwischen dem in Belgien ansässigen Finanzinvestor RHJI und der Opel-Mutter General Motors (GM) in den USA liefen seit Wochen intensive Verhandlungen, berichtete die "Bild am Sonntag". Ziel sei es, noch im Laufe dieser Woche dem GM-Vorstand in Detroit und dem Treuhand-Beirat, der die Mehrheit an Opel hält, ein komplexes Vertragswerk vorzulegen.
Magna in letzter Sekunde austricksen
Vorstandsvorsitzender von
RHJI - einer Ausgründung des US-Finanzinvestors Ripplewood - ist der
deutsche Bankier Leonhardt Fischer. Er wolle dem österreichisch-kanadischen
Autozulieferer Magna Opel in letzter Minute wegschnappen.
Die in Brüssel ansässige RHJI besserte dem Bericht zufolge ihr ursprüngliches Angebot für Opel in einem wichtigen Punkt nach. Alle deutschen Standorte sollten nach dem neuen Konzept erhalten bleiben, auch das Werk in Bochum, da es "zur Identität der Marke" gehöre. Die langfristige Sicherung des Standortes ergebe sich daraus, dass der neue Opel Zafira in Bochum gefertigt werde.
Garantiebedarf
Der RHJI-Restrukturierungsplan sieht laut dem
Zeitungsbericht einen Garantiebedarf der europäischen Staaten mit
GM-Standorten von insgesamt 3,8Milliarden Euro vor, die spätestens bis 2014
zurückgezahlt werden sollen. Das sei knapp eine Milliarde Euro weniger als
bei Magna, mit einer zudem deutlich kürzeren Rückzahlungsfrist. RHJI wolle
den Kreditbedarf minimieren, um die Zinslast für das künftige Unternehmen
und die Belastung der Steuerzahler möglichst gering zu halten. Von den rund
52.000 Opel-Jobs in Europa würden laut RHJI-Konzept etwas weniger als 10.000
abgebaut werden, berichtete die Zeitung weiter. Eine Stellungnahme lehnte
RHJI demnach ab.
Offene Verhandlungen
Der deutsche Wirtschaftsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg sagte der "Bild am Sonntag", die Regierung
spreche über einen Einstieg bei Opel "selbstverständlich mit allen, die sich
ernsthaft an sie wenden". Er kritisierte zugleich öffentliche Festlegungen
von Landesregierungen auf einen Bieter vor Abschluss der Verhandlungen. "Ich
warne vor Selbstüberschätzung: Ein Vertragsabschluss zur Sicherung von Opel
gelingt nicht deshalb, weil dies eine Landesregierung oder die
Bundesregierung so wünscht. Das hängt zunächst und vor allem von den
Vertragspartnern ab," sagte Guttenberg.
Zuletzt gab es Berichte, wonach die Verhandlungen zwischen GM und Magna offenbar schleppend verlaufen, und der ebenfalls im Bieterrennen befindliche chinesische Autokonzern BAIC den Magna-Konzern doch noch ausstechen könnte. Ohnehin hatte sich Magna zuletzt über die GM-Führung beklagt, die bei den Verhandlungen über die Zukunft von Opel "hochnäsig" auftrete. Auch Fiat hat ein Angebot für Opel gemacht.