In den vergangenen Jahren wurde Pleite-Broker Madoff achtmal kontrolliert. Doch sein Schneeball-System flog nicht auf. Jetzt hagelt's Kritik.
Im größten Betrugsfall der Finanzgeschichte kommen an der New Yorker Wall Street immer neue Pannen der US-Aufsicht ans Licht. Die Behörden hätten die Geschäfte des Brokers Bernard Madoff allein in den vergangenen 16 Jahren mindestens achtmal unter die Lupe genommen, Madoff selbst sei zumindest zwei Mal befragt worden, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag. Dennoch flog das wohl 50 Milliarden Dollar (36,1 Mrd. Euro) schwere "Schneeball-System" mit vielen Geschädigten auch in Europa nicht auf.
Wiener Bank Medici investierte 3 Mrd. Dollar
Unter den
Geschädigten finden sich auch Kunden der Wiener Bank Medici, die über Fonds
mutmaßlich mehr als 3 Mrd. Dollar bei dem US-Betrüger Bernard Madoff
investiert hat. Seit Jahresbeginn überwacht wie berichtet ein vom Staat
geschickter Aufpasser alle Geschäfte des Wiener Instituts.
Weltgrößtes Schneeball-System
Inzwischen beschäftigen
die Versäumnisse etwa der Börsenaufsicht SEC auch die Politik. Im
Finanzausschuss des US-Abgeordnetenhauses steht am Montag eine Anhörung zu
dem Mitte Dezember von Madoff selbst gestandenen Betrugsfall auf der
Tagesordnung. "Die SEC wird ihrer Existenz verteidigen müssen", meinte dazu
ein Rechtsanwalt im Vorfeld der Anhörung laut der Nachrichtenagentur
Bloomberg. Einer der Hauptzeugen, Harry Markopolos, hat sein Erscheinen
krankheitsbedingt abgesagt. Markopolos vermutete bereits 2005 hinter
Madoff's Firmen das weltgrößte Schneeball-System ("Ponzi-Scheme").
Der scheidende SEC-Chef Christopher Cox hatte bereits Fehler seiner Behörde eingeräumt und eine interne Untersuchung angeordnet. Ehemalige Wettbewerber Madoffs und Insider hatten die Kontrolleure Berichten zufolge jahrelang mit Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten versorgt.
Mehr Finanzmarktkontrollen
Angesichts der Finanzkrise stehen
derzeit die SEC und andere Aufseher generell in der Kritik. Sie sollen nicht
ausreichend vor den Risiken an den Märkten gewarnt haben. Der künftige
US-Präsident Barack Obama will das umstrittene System verschiedener
Finanzmarktkontrolleure straffen.
Der 70-Jährige Madoff hatte seinen Opfern jahrzehntelang beständig hohe Gewinne versprochen, die er in Wirklichkeit gar nicht erzielt haben soll. An die Investoren schüttete er stattdessen Geld aus, das er von immer neuen Anlegern bekam - ein sogenanntes "Schneeball-System", in den USA auch "Ponzi-Plan" genannt. Der einst angesehene New Yorker Geschäftsmann steht derzeit unter Hausarrest in seinem Luxus-Appartement in Manhattan.
Auch bei zahlreichen großen Wall-Street-Banken blinkten laut Medienberichten bereits frühzeitig die Warnlampen. Madoffs Renditeversprechen seien etwa den Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch schon lange verdächtig vorgekommen, so die "Financial Times" am Montag. Die Häuser machten demnach zwar für sich und ihre Kunden keine Geschäfte mit Madoff, sie hätten die Behörden aber nicht über ihre Bedenken informiert.