Gewinnsprung
US-Computerriesen trotzen der Konjunkturkrise
18.07.2008
Am finsteren US-Konjunkturhimmel gibt es doch einen Lichtblick: die Computer- und Internetriesen.
IBM überraschte mit glänzenden Quartalszahlen. Auch Microsoft und Google steigerten ihre Gewinne kräftig, konnten die anspruchsvollen Anleger aber nicht zufriedenstellen. Google weckte sogar Befürchtungen, das boomende Geschäft mit Internet-Werbung könnte künftig stärker unter der allgemeinen Konjunkturdelle leiden.
Große Windows-Nachfrage
Dem weltgrößten Software-Hersteller
Microsoft bescherte die große Nachfrage nach dem PC-Betriebssystem Windows
im Geschäftsjahr 2007/08 einen Gewinnanstieg von 26 Prozent auf 17,7 Mrd.
Dollar (11,17 Mrd. Euro) und ein Umsatzplus von 18 Prozent auf 60,4 Mrd.
Dollar. Dennoch reagierten die Anleger verschnupft, weil der Ausblick für
das laufende erste Geschäftsquartal schwächer ausfiel als erwartet. Die
Aktie sackte im nachbörslichen Handel um sechs Prozent ab.
Dabei war der Microsoft-Gewinn allein im vierten Geschäftsquartal um 42 Prozent auf 4,3 Mrd. Dollar gestiegen. Maßgeblich schlug dabei der Gewinnanstieg beim Verkauf der Windows-Betriebssysteme zu Buche. Allein von Windows Vista seien mehr als 40 Mio. Lizenzen verkauft worden, sagte Finanzchef Chris Liddell. Die Windows-Sparte verbesserte ihr Ergebnis um 16 Prozent auf 3,22 Mrd. Dollar.
Positiv entwickelte sich auch die Büroanwendung Windows Office. Die Spielekonsole Xbox 360 wies einen Verlust aus, erzielte im Gesamtjahr aber erstmals einen Gewinn. Tief in den roten Zahlen steckt dagegen die Online-Sparte.
Enttäuschung trotz Gewinn
Der Internet-Dienstleister Google
enttäuschte die Aktionäre trotz einer Gewinnsteigerung von 35 Prozent und
eines Gewinns von 1,25 Mrd. Dollar im zweiten Quartal. Weil User seltener
auf Werbeanzeigen klickten, mit denen Google Geld verdient, wird nun
befürchtet, dass sich die Schwäche der US-Konjunktur auch auf den bisher
erfolgsverwöhnten Internet-Riesen auswirken könnte. An der Wall Street
brachen Google-Aktien nach der Veröffentlichung im kalifornischen Mountain
View im nachbörslichen Handel um mehr als 40 Dollar oder 7,6 Prozent ein.
Sorgen macht den Anlegern, dass die Zahl der Klicks auf Werbeanzeigen, mit denen Google Geld verdient, im Vergleich zum ersten Quartal um 1 Prozent zurückging. Dies war der zweite Quartalsrückgang in Folge. "Die Konsumenten sind in ihrem Online-Kaufverhalten genauso zurückhaltend, wie sie offline zurückhaltend sind", sagte Google-Chef-Ökonom Hal Varian.
Der IT-Riese IBM übertraf dagegen die Erwartungen der Wall Street mit einem Gewinnsprung von 22 Prozent im zweiten Quartal. IBM verdiente 2,77 Mrd. Dollar, das sind 1,98 Dollar pro Aktie. Der Umsatz kletterte um nahezu 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 26,8 Mrd. Dollar. Dies sind etwa 900 Mio. Dollar mehr, als die Analysten erwartet hatten.
Rekordumsatz
Mitte der Woche hatte bereits der weltgrößte
Chiphersteller Intel einen unerwartet kräftigen Gewinnsprung und einen
Rekordumsatz für das zweite Quartal berichtet. Den Gewinn steigerte Intel um
25 Prozent auf 1,6 Mrd. Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Wall
Street. Intel-Chef Paul Otellini sagte, die Nachfrage nach Intel-Chips sei
hoch "in allen Segmenten und Teilen der Welt".