Euro und Öl sind auf Rekordhoch. Weitere Zinssenkungen sind möglich. Die US-Wirtschaft fürchtet eine Rezession.
Die US-Notenbank Fed sorgt sich wegen der US-Immobilienkrise um die Gesamtwirtschaft und hat deshalb die Leitzinsen drastisch gesenkt. Die Währungshüter um Präsident Ben Bernanke reduzierten am Dienstag den für die Refinanzierung der Banken zentralen Leitzinssatz für Tagesgeld um 50 Basispunkte auf 4,75 Prozent - die erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren.
Euro und Ölpreis auf Rekordhoch
Die US-Wall Street legte
daraufhin am Dienstag fast 3 Prozent zu. Dafür wurde der Dollar so billig
gehandelt wie noch nie: Der Euro kletterte auf ein neues Rekordhoch von fast
1,40 Dollar. Und auch der Ölpreis hat mit erstmals über 82 Dollar (59,1
Euro) je Fass einen neuen historischen Höchststand markiert. Auch die Wiener
Börse startete nach dem US-Zinsschritt sehr fest. Der ATX legte am Mittwoch
um 3 Prozent zu.
Angst vor Rezession
Die Fed räumte in ihrer Reaktion in Folge
zwar Inflationsrisiken ein. Experten halten dennoch bereits eine weitere
US-Zinssenkung im kommenden Monat für wahrscheinlich. Das Ausmaß der
Zinssenkung zeige, dass die Fed die Möglichkeit einer Rezession in den
nächsten zwölf Monaten nicht ausschließe und mit allen ihr zur Verfügung
stehenden Mitteln verhindern wolle, hieß es. Vor der Entscheidung hatten die
meisten Analysten erwartet, dass die Fed vorerst die Zinsen nur um einen
viertel Basispunkt senken würde.
Immo-Krise
Die Notenbank selbst erklärte am Dienstag, die
Turbulenzen an den Finanzmärkten hätten die Unsicherheit über den
wirtschaftlichen Ausblick erhöht. Die Verschärfung der Kreditkonditionen
könne die Korrektur am Häusermarkt verstärken und das Wachstum bremsen. "Der
heutige Schritt soll dazu beitragen, einige der nachteiligen Folgen für die
Gesamtwirtschaft abzuwenden." Die USA verzeichnen derzeit den größten
Rückgang auf dem Immobilienmarkt seit 16 Jahren. Auslöser waren
Zahlungsschwierigkeiten von Banken, die auch Hauskäufern mit mangelnden
Sicherheiten Darlehen gewährt hatten.
Geringeres Wachstum 2008
Agenturberichten zufolge geht der
Internationale Währungsfonds (IWF) für die US-Wirtschaft für 2008 nur noch
von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,2 Prozent aus - nach der
bisherigen Schätzung von 2,8 Prozent. Die US-Notenbank will jetzt mit der
Zinssenkung die Kreditkosten für Millionen Verbraucher und Unternehmen
reduzieren. Experten erwarten, dass die Banken schnell reagieren und ihren
Basiszinssatz ebenfalls zurückfahren. Der liegt seit 15 Monaten bei 8,25
Prozent.
Lob und Kritik
Viele Experten lobten das "mutige"
Vorgehen der Fed. Die Notenbanker hätten mit der Zinssenkung bewiesen, dass
sie vorausschauend den konjunkturellen Gefahren vorbeuge, hieß es.
Gleichzeitig wurde jedoch auch Kritik laut. So warnten einige Volkswirte,
die aggressive Zinssenkung könne den Eindruck von Panik vermitteln. Zudem
verliere die Fed als Bekämpferin der Inflation an Glaubwürdigkeit. Einige
Experten bemängelten zudem, dass die Fed besonders risikofreudigen Anlegern
nun die verdiente Strafe erspare. Und schließlich gehe es auch darum, den
Eindruck zu vermeiden, durch die Zinssenkung Spekulanten aus der Klemme zu
helfen. Denn gerade die Niedrigzins-Politik der 90er Jahre habe zu einem
Boom auf dem Immobilien-Markt geführt.