Deutliche Senkung

US-Notenbank senkt Leitzinsen auf 4,75%

18.09.2007

Euro und Öl sind auf Rekordhoch. Weitere Zinssenkungen sind möglich. Die US-Wirtschaft fürchtet eine Rezession.

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© Reuters
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Die US-Notenbank Fed sorgt sich wegen der US-Immobilienkrise um die Gesamtwirtschaft und hat deshalb die Leitzinsen drastisch gesenkt. Die Währungshüter um Präsident Ben Bernanke reduzierten am Dienstag den für die Refinanzierung der Banken zentralen Leitzinssatz für Tagesgeld um 50 Basispunkte auf 4,75 Prozent - die erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren.

Euro und Ölpreis auf Rekordhoch
Die US-Wall Street legte daraufhin am Dienstag fast 3 Prozent zu. Dafür wurde der Dollar so billig gehandelt wie noch nie: Der Euro kletterte auf ein neues Rekordhoch von fast 1,40 Dollar. Und auch der Ölpreis hat mit erstmals über 82 Dollar (59,1 Euro) je Fass einen neuen historischen Höchststand markiert. Auch die Wiener Börse startete nach dem US-Zinsschritt sehr fest. Der ATX legte am Mittwoch um 3 Prozent zu.

Angst vor Rezession
Die Fed räumte in ihrer Reaktion in Folge zwar Inflationsrisiken ein. Experten halten dennoch bereits eine weitere US-Zinssenkung im kommenden Monat für wahrscheinlich. Das Ausmaß der Zinssenkung zeige, dass die Fed die Möglichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten nicht ausschließe und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern wolle, hieß es. Vor der Entscheidung hatten die meisten Analysten erwartet, dass die Fed vorerst die Zinsen nur um einen viertel Basispunkt senken würde.

Immo-Krise
Die Notenbank selbst erklärte am Dienstag, die Turbulenzen an den Finanzmärkten hätten die Unsicherheit über den wirtschaftlichen Ausblick erhöht. Die Verschärfung der Kreditkonditionen könne die Korrektur am Häusermarkt verstärken und das Wachstum bremsen. "Der heutige Schritt soll dazu beitragen, einige der nachteiligen Folgen für die Gesamtwirtschaft abzuwenden." Die USA verzeichnen derzeit den größten Rückgang auf dem Immobilienmarkt seit 16 Jahren. Auslöser waren Zahlungsschwierigkeiten von Banken, die auch Hauskäufern mit mangelnden Sicherheiten Darlehen gewährt hatten.

Geringeres Wachstum 2008
Agenturberichten zufolge geht der Internationale Währungsfonds (IWF) für die US-Wirtschaft für 2008 nur noch von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,2 Prozent aus - nach der bisherigen Schätzung von 2,8 Prozent. Die US-Notenbank will jetzt mit der Zinssenkung die Kreditkosten für Millionen Verbraucher und Unternehmen reduzieren. Experten erwarten, dass die Banken schnell reagieren und ihren Basiszinssatz ebenfalls zurückfahren. Der liegt seit 15 Monaten bei 8,25 Prozent.

Lob und Kritik
Viele Experten lobten das "mutige" Vorgehen der Fed. Die Notenbanker hätten mit der Zinssenkung bewiesen, dass sie vorausschauend den konjunkturellen Gefahren vorbeuge, hieß es. Gleichzeitig wurde jedoch auch Kritik laut. So warnten einige Volkswirte, die aggressive Zinssenkung könne den Eindruck von Panik vermitteln. Zudem verliere die Fed als Bekämpferin der Inflation an Glaubwürdigkeit. Einige Experten bemängelten zudem, dass die Fed besonders risikofreudigen Anlegern nun die verdiente Strafe erspare. Und schließlich gehe es auch darum, den Eindruck zu vermeiden, durch die Zinssenkung Spekulanten aus der Klemme zu helfen. Denn gerade die Niedrigzins-Politik der 90er Jahre habe zu einem Boom auf dem Immobilien-Markt geführt.

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