Finanzminister Paulson arbeitet an einem Übernahmeplan von "faulen Krediten". Die Aktienmärkte reagierte mit einem Kursfeuerwerk.
Nach der dramatischen Zuspitzung der Finanzmarktkrise deuten sich noch weitreichendere Rettungsbemühungen der US-Regierung an. Es wird eine Auffanglösung für die gesamte amerikanische Finanzbranche erwogen. US-Finanzminister Henry Paulson arbeite an einem Plan zur Übernahme von notleidenden Vermögenswerten der Institute.
Paulson und US-Notenbankchef Ben Bernanke berieten am Donnerstag bereits mit Vertretern des US-Kongresses und der Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, über das Vorgehen. Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten mit einem Kursfeuerwerk. Die Regierung wolle sich zunächst der Unterstützung des Kongresses versichern, bevor sie das Vorhaben weiterverfolge, hieß es.
Lösung wie bei Sparkassen-Krise
Die Lösung wäre ähnlich wie
beim Vorgehen in der schweren Krise von amerikanischen Sparkassen und
Genossenschaftsbanken in den späten 1980er Jahren, berichtete CNBC. Der Sender
berief sich auf Informationen von der Wall Street nach entsprechenden
Gesprächen mit Paulson. In einer vom Staat organisierten Zweckgesellschaft
könnten demnach riskante Papiere und "faule Kredite"
gebündelt werden, die den Unternehmen derzeit massive Probleme bereiten.
Eine solche Lösung würde nach Ansicht ihrer Befürworter die Bilanzen der Banken von Lasten befreien und ihnen einen normalen Geschäftsbetrieb ermöglichen. Auch müssten nicht mehr wie bisher Rettungsaktionen für einzelne Geldhäuser gestartet werden. In der Folge wären Banken eher bereit, Geld zu verleihen.
Dow Jones klettert sprunghaft
In Reaktion auf die mögliche
Auffanglösung kletterte der Dow-Jones-Index zum Handelsschluss um
3,86 Prozent auf 11.019,69 Punkte. Der S&P-500-Index gewann 4,33 Prozent
auf 1206,51 Punkte. Der NASDAQ-Index kletterte am stärksten, und zwar um
4,78 Prozent auf 2199,10 Punkte. Auch die asiatische Leitbörse in Tokio
legte zu Handelsbeginn am Freitag zu.
Der Rettungsplan könnte auch der um ihre Zukunft ringenden US-Investmentbank Morgan Stanley helfen. Das Traditionshaus verhandelt derzeit laut Medien einerseits mit dem viertgrößten US-Finanzkonzern Wachovia über eine Fusion. Parallel versuche die Bank aber weiter, ihre Unabhängigkeit zu retten - womöglich mit Kapital von Chinas Staatsfonds CIC. Dieser könnte seine Beteiligung von bereits zehn auf bis zu knapp 50 Prozent aufstocken.
Verschärftes Vorgehen gegen Spekulanten
Die US-Justiz geht
unterdessen wegen der Börsenturbulenzen verschärft gegen Spekulanten vor.
Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo kündigte umfassende
Ermittlungen zu böswillig gestreuten Gerüchten und illegalen Praktiken bei
Börsenwetten auf fallende Kurse an. Heftige Kursstürze hatten zuletzt
Investmentbanken und den US-Versicherer AIG an den Rande des Abgrunds
getrieben oder wie im Fall von Lehman Brothers sogar in die Insolvenz
gestürzt.