Nachdem die Tarifverhandlungen am Wochenende geschweitert waren, legten vorerst 800 Beschäftigte die Arbeit nieder.
Die deutsche Gewerkschaft ver.di hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post den Druck auf den Konzern mit neuen Warnstreiks erhöht. Rund 800 Beschäftigte legten in der Nacht auf Montag in neun deutschen Briefzentren die Arbeit nieder. Betroffen war nach ver.di-Angaben unter anderem das Briefzentrum Stuttgart-Waiblingen, im Wiesbadener Stadtteil Biebrich sowie in Freising in Bayern. Daneben gab es Arbeitsniederlegungen etwa in Berlin, Hamburg, Hannover und Dresden. Damit dürften etwa drei Millionen Briefe zunächst nicht ihre Empfänger erreichen.
Unbefristeter Streik ab dem 2. Mai
Ver.di (Verdi) hatte bereits
Urabstimmungen und einen unbefristeten Streik ab dem 2. Mai bei der Post
angekündigt. "Die Beschäftigten sind stinksauer und sie werden das
der Deutschen Post AG in den kommenden Tagen eindrucksvoll beweisen",
sagte ver.di-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis am Wochenende. Zuvor waren
die Tarifverhandlungen beider Seiten über Arbeitszeit, Kündigungsschutz und
Löhne abgebrochen worden. Die Post hatte an die Gewerkschaft appelliert, vor
Anfang Mai an den Verhandlungstisch zurückzukehren und einen unbefristeten
Streik doch noch zu verhindern.
"Vernichtung von 12.500 Jobs"
Deswegen zeigte sich die
Deutsche Post offenbar auch bereit, ihr Angebot zu verbessern. Die bisherige
Offerte sei, "nicht das letzte Wort der Post", so Personalvorstand
Walter Scheurle der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe).
Scheurle sagte, die Offerte der Post sei, "ein Angebot, und kein Diktat".
Es solle eine Grundlage sein, "um sich zu verständigen". Nun
müssten aber auch die Gewerkschafter über ihren Schatten springen. Ver.di
hatte erklärt, die Annahme des Postangebots würde die "Vernichtung"
von 12.500 Jobs bedeuten. Post-Vorstand Scheurle sagte, diese Zahlen seien "aus
der Luft gegriffen".
Urabstimmung am Freitag
Das Angebot sieht laut Post eine
Lohnerhöhung von 5,5 Prozent, eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um
eine halbe Stunde und eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Juni 2011
vor. Die Gewerkschaft hat das Angebot jedoch anders bewertet, fordert sieben
Prozent mehr Lohn und hat die Tarifverhandlungen in der Nacht auf Samstag
abgebrochen. Ab kommenden Freitag sollen die 130.000 Beschäftigten in einer
Urabstimmung über einen Streik entscheiden. "Wir werden mit
Sicherheit eine hohe Beteiligung haben", sagte ver.di-Sprecher Arnold
Püschel in Stuttgart. "Die Leute sind hochmotiviert, weil sie sich
ungerecht behandelt fühlen."