Neustrukturierung
Verkauf von Stiefelkönig vom Tisch
09.10.2008
Geringe Rentabilität, schwache Performance: Der Verkauf der Schuhhandelskette Stiefelkönig ist vorerst vom Tisch.
"Der Verkaufsprozess wird neu strukturiert", sagte Geschäftsführer Oliver Wieser. Schuld an der Entscheidung sind das allgemeine Marktumfeld, die zu schwache Unternehmensperformance sowie die zu geringe Rentabilität. Ursprünglich sollte der Schuhhändler, der 2003 von der BAWAG finanziell aufgefangen wurde, den Eigentümer bis zum Sommer wechseln. Den jüngsten Plänen zufolge sollen bis Ende 2010 vorerst nur die Vertriebsschienen Delka und Turboschuh verkauft werden.
Aus für Diskont
Bis Ende 2010 soll Stiefelkönig nun auf
neue Beine gestellt werden. Der Diskontbereich wird abgestoßen. "Wir
wollen die Vertriebslinien Delka und Turboschuh veräußern",
so Wieser.
Konzentration auf Geox
Das Management will sich den Angaben
zufolge auf das Kerngeschäft mit Stiefelkönig-Stores und -Boutiquen sowie
die Kooperation mit Geox konzentrieren. Der größte italienische Schuhkonzern
war im Frühjahr noch als potenzieller Käufer von Stiefelkönig gehandelt
worden, winkte aber mittlerweile ab. Die Kooperation mit Geox wird laut
BAWAG unverändert fortgesetzt. Stiefelkönig ist in Österreich, CEE und
Süddeutschland Master-Franchisenehmer. "Das heißt, fast alle
Geox-Shops in Österreich werden von uns betrieben", erklärte
Wieser.
Österreicher kaufen weniger Schuhe
Ebenso wie der gesamte
Einzelhandel leidet der Schuhfachhandel in Österreich am aktuellen
Marktumfeld. Die Schuhfachhändler beklagen für das erste Halbjahr 2008 ein
flächenbereinigtes Umsatzminus von 3 bis 3,5 Prozent. "Stiefelkönig
liegt auf Basis vergleichbarer Shops genau in dieser Tendenz", so
Wieser. Zuwächse bei den Verkaufserlösen seien nur mit mehr Filialen zu
erwirtschaften. Bei Stiefelkönig wird der Nettoumsatz heuer gegenüber 2007
voraussichtlich von 140 auf 145 Mio. Euro zulegen.
Schwache Unternehmensperformance
Einem Verkauf im Weg steht
derzeit aber nicht nur die Gesamtmarktentwicklung. Stiefelkönig ließ heuer
bei der Unternehmensperformance zu wünschen übrig und hat auch die
Rentabilitätserwartungen des Eigentümers BAWAG P.S.K nicht erfüllt. Die
BAWAG hatte den hoch verschuldeten Schuhhändler zur Sanierung übernommen und
auch bereits kräftig investiert. Medienberichten zufolge hatte die Bank
allein im Vorjahr 15 Mio. Euro in die Schuhhandelskette eingeschossen. Zuvor
sei das Eigenkapital negativ gewesen. Der US-Fonds und BAWAG-Eigentümer
Cerberus stellte sich früheren Berichten zufolge einen Verkaufserlös
zwischen 45 und 60 Mio. Euro vor - mindestens.
Gemeinsam mit dem internationalen Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal sei nun ein Plan entwickelt worden, der zur Steigerung des Wertes der Unternehmensgruppe beitragen soll, teilte die BAWAG heute mit. Die Bank werde die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen. Beim Verkauf von Turboschuh und Delka würden die Stiefelkönig-Gruppe und die BAWAG weiterhin von der Raiffeisen Investment AG als exklusivem Verkaufsberater unterstützt.
Führungsspitze verändert
Der BAWAG-Aufsichtsrat hat
Stephan Happe (40) interimistisch zum zweiten Geschäftsführer der
Stiefelkönig-Gruppe bestellt. Er folgt damit Toni Kampelmühler (39).
Oliver Wieser (36), der seit Ende 2003 im Top Management der
Stiefelkönig-Gruppe tätig ist, wird dem Unternehmen auch weiterhin als
Geschäftsführer zur Verfügung stehen.
Das Filialnetz der Stiefelkönig-Gruppe umfasste per Ende September 190 Geschäftsstellen in Österreich, Slowenien, Kroatien, der Slowakei und Deutschland. Zu den 159 Filialen im Inland zählen 37 Turboschuh-und 37 Delka-Geschäfte sowie 20 Geox-Shops. Stiefelkönig beschäftigt derzeit 1.087 Mitarbeiter (auf Vollzeitbasis umgerechnet) - das sind um 52 Arbeitnehmer mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Filialen vergrößerte sich um 12 Outlets.
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