Im Gegensatz zum Einkommen ihrer Untergebenen, stiegen die Gagen der Bosse in Staatsbetrieben stark an. Vor allem bei ÖBB, E-Wirtschaft und AUA.
Die Gehälter der Vorstände in staatlichen oder staatsnahen Unternehmen haben von 2005 auf 2006 deutlich zugelegt - im Gegensatz zu den Einkommen ihrer "Untergebenen". Das geht aus dem am Freitag präsentierten Einkommensbericht des Rechnungshofes (RH) hervor.
Reicher als Gusi
Demnach verdienten 2006 die Vorstandsmitglieder
von 20 Betrieben mehr als der Bundeskanzler, dessen Bruttoeinkommen bei
273.600 Euro lag. Im Jahr davor waren es 15 Unternehmen. Durchschnittlich
verdiente ein Vorstand in einem staatlichen oder staatsnahen Betrieb 2006
rund 149.000 Euro, 2005 waren es 140.600 Euro. Das Durchschnittseinkommen
der Beschäftigten lag 2006 bei 39.800 Euro (2005: 38.600 Euro).
ÖBB-Bosse fürstlich entlohnt
- Besonders satte Einkommenszuwächse gab es für die ÖBB-Bosse: Der Holdingvorstand verdiente um 42 Prozent mehr, dessen Angestellte aber um 4 Prozent weniger.
- Die Chefs des Teilbereichs ÖBB Dienstleistung bekamen gar um 84 Prozent mehr, deren Angestellte legten aber immerhin um 12 Prozent zu.
- Über satte Zugewinne dürfen sich auch die Vorstände der Elektrizitätswirtschaft (plus 21 Prozent, Angestellte: minus 17 Prozent),
- der AUA (plus 18 Prozent, Angestellte: plus 7 Prozent) und
- der Bundesforste (plus 15 Prozent, Angestellte: plus 4 Prozent) freuen.
Richtig bescheiden ist dagegen das Gehaltsplus des Bundeskanzlers, der um 2 Prozent mehr verdiente. Moderat fiel auch der Einkommenszuwachs bei den Asfinag-Vorständen aus (plus 3,26 Prozent). Im Mittelfeld liegt der ORF mit einem Gehaltsplus für den Vorstand von 7 Prozent.
AMS als positives Beispiel
Dass es bei den Vorstandsgehältern
nicht immer nach oben gehen muss, zeigen das AMS, die Kelag, die Wiener
Gebietskrankenkasse und die Feibra. Der AMS-Vorstand verdiente 2006 um 12
Prozent weniger als 2005, während die Angestellten um knapp 4 Prozent mehr
Einkommen hatten. Bei der Kelag verdienten die Vorstände im Jahr 2006 um 6
Prozent weniger, während deren Angestellte um 3 Prozent mehr verdienten.
Weniger verdiente auch der Vorstand der Feibra (Minus 6 Prozent,
Angestellte: plus 12 Prozent) und der Wiener Gebietskrankenkasse (minus 1
Prozent), während die Angestellten um 3 Prozent zulegten.
Kritik von SPÖ und FPÖ
Bei SPÖ und FPÖ sorgen vor
allem die Einkommenszuwächse der ÖBB-Manager noch unter der
ÖVP/BZÖ-Regierung im Jahr 2006 für Kritik. Während die SPÖ aber
Verbesserungen sieht, seitdem sie den Bundeskanzler stellt, fordert die FPÖ
weitergehende Maßnahmen. Die Freiheitlichen fordern eine Gehaltspyramide,
denn derzeit würden die Leistungen in keiner Relation zur Entlohnung "
stehen. "Während die ÖBB-Vorstandsmitglieder ordentlich Geld scheffeln,
verlieren die Österreichischen Bundesbahnen täglich Steuergeld durch
Spekulationsgeschäfte", so FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky.
SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter zeigt sich erfreut, dass der Rechnungshof nun die Vorstandgehälter umfangreicher prüfe. Dies sei auch notwendig, wie die Einkommen der ÖBB-Vorstände zeigen würden. Im Zuge der für Juli 2008 von den Regierungsfraktionen geplanten Finalisierung der Verfassungsreform sollte im Nationalrat noch vor dem Sommer eine Verfassungsbestimmung "über die namentliche Offenlegung von Einkommen im Öffentlichen Bereich" beschlossen werden, so Kräuter.