Die Auseinandersetzung um das Projekt wird immer schärfer.
Bei der geplanten Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts durch VW werden immer neue Hürden aufgebaut - ein völliges Scheitern des Deals gilt aber als eher unwahrscheinlich. Zugleich wird die Auseinandersetzung um das Projekt immer schärfer. Nach den Ankündigungen massiver Proteste bis hin zu Streiks durch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wurden am Montag mögliche steuerliche Probleme bekannt.
Das Geschäft könnte am Finanzamt sogar noch platzen, schrieb die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Porsche-Aufsichtsratskreise. Es drohten Steuerzahlungen von bis zu drei Mrd. Euro. Ein VW-Konzernsprecher sagte: "Das ist ein durchsichtiger Versuch, eine gute unternehmerische Lösung zu torpedieren."
Steuerproblem
Das Steuerproblem könnte dadurch entstehen, dass
der Buchwert der Porsche AG deutlich niedriger ist als der Preis von acht
Mrd. Euro, den VW für die Komplettübernahme der Porsche AG in zwei Schritten
wohl zu zahlen bereit ist. Laut Zeitungsbericht würden aber bereits
Vorschläge erarbeitet, das Problem zu vermeiden. Eine konkrete Stellungnahme
von VW gab es dazu nicht. Auch Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche
soll nach dem Bericht im Vorfeld der entscheidenden Gremiensitzungen an
diesem Donnerstag noch als unentschlossen gelten.
Mitten in dem Übernahme-Poker ging die Aktie von Volkswagen am Montag auf Talfahrt. Das Papier sank bis Mittag um fast acht Prozent auf rund 230 Euro. Händler verwiesen auf ein ganzes Bündel von Belastungsfaktoren. So werde die Transaktion offenbar teurer als gedacht. Außerdem könnte sich die Entscheidung noch bis Ende Juli hinziehen. Ein Händler sagte: "Das ist eine Enttäuschung."
Grundsatzvereinbarung
Der VW-Aufsichtsrat will an diesem
Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung beschließen. Danach soll VW die
Porsche AG in zwei Schritten komplett übernehmen und in den Wolfsburger
Konzern eingliedern. Porsche soll als zehnte Marke eigenständig
weitergeführt werden. Mit dem Erlös soll die Porsche SE ihre Schulden
weitgehend tilgen können. Porsche hatte sich mit der geplanten Übernahme von
VW verhoben und sitzt auf rund zehn Mrd. Schulden. An dem vereinten
VW-Porsche-Konzern sollen die Familien Porsche und Piech zu über 50 Prozent
beteiligt sein, das Land mit 20 und das Emirat Katar mit bis zu 19,9 Prozent.
Die Entscheidung bei Porsche könnte sich allerdings noch eine weitere Woche hinziehen. Das Thema solle auf der Aufsichtsratssitzung des Sportwagenbauers an diesem Donnerstag noch nicht abschließend verhandelt werden, hieß es am Montag in Unternehmenskreisen. Eine Woche später findet in Stuttgart erneut eine Sitzung des Gremiums statt, wo der Beschluss dann erwartet wird.
"Den Knoten durchschlagen"
Niedersachsens
Ministerpräsident Christian Wulff forderte, bis Donnerstag endgültige
Klarheit über die Zukunft von VW und Porsche zu schaffen. Beide Seiten
müssten "den Knoten durchschlagen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Montag-Ausgabe). Verärgert äußerte sich ein Sprecher des
Ministerpräsidenten in der "SZ" über die Steuerdebatte, dessen Urheber er
offenbar bei Porsche-Chef Wendelin Wiedeking vermutet: Erst habe Wiedeking
mit den riskanten VW-Übernahmeplänen das Vermögen der Eigentümerfamilien
aufs Spiel gesetzt und jetzt verhindere er auch noch dessen Rettung.
Der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, wollte die derzeitige Situation bei VW und Porsche am Montag in Berlin nicht bewerten. Die Bundesregierung setze jedoch auf eine "konstruktive Lösung", die den Interessen des Standorts Deutschland und auch seiner Beschäftigten gerecht werde.
Die von Hück angekündigten Protestaktionen der Belegschaft gegen eine Übernahme durch VW sind aus Sicht eines Arbeitsrechtlers ein "stumpfes Schwert". "Das ist eine Drohung, die zwar VW treffen soll, aber letztlich Porsche schadet", sagte der Tübinger Arbeitsrechtler Prof. Hermann Reichold am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa mit Blick auf Produktionsausfälle. Wenn sich die Arbeitnehmerschaft gegen die Übernahme stelle, sei das kein Grund zur Sorge für VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Pi#ch. "Denn kein Arbeitnehmer wird deshalb seine Kündigung einreichen, zumal in diesen schlechten Zeiten." Überdies sei ein Streik illegal.