An Porsche
VW und Niedersachsen stellen Ultimatum
27.06.2009
Porsche soll bis Montag signalisieren, ob er auf ein Rettungsangebot von VW eingeht.
Der Machtkampf zwischen Volkswagen und seinem hoch verschuldeten Großaktionär Porsche über die Zukunft der beiden Autobauer spitzt sich immer mehr zu. Volkswagen und das deutsche Bundesland Niedersachsen erhöhen den Druck auf den Stuttgarter Sportwagenbauer. In Branchenkreisen hieß es am Samstag, es müsse dringend ein Ergebnis erzielt werden.
Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, stellten VW und Niedersachsen Porsche ein Ultimatum. Die Porsche-Führung soll bis Montag signalisieren, ob sie auf ein Rettungsangebot des VW-Konzerns für Porsche eingeht. Sonst sei der Vorschlag hinfällig.
Porsche mit neun Mrd. Euro verschuldet
Porsche hat sich bei der
geplanten VW-Übernahme kräftig verhoben, ist mit rund neun Milliarden Euro
verschuldet und sucht seit Monaten neue Geldquellen. Die Stuttgarter
besitzen knapp 51 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer und
halten mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent.
Niedersachsen hält knapp mehr als 20 Prozent an VW und hat durch das
umstrittene VW-Gesetz ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen.
Porsche verhandelt seit längerem mit dem Emirat Katar über einen Einstieg. Nach dpa-Informationen sind weiter drei Varianten im Gespräch. Eine Möglichkeit ist, dass das Emirat direkt bei der Porsche Holding SE einsteigt. Zuletzt war immer wieder eine mögliche Beteiligung von 25 Prozent oder knapp 30 Prozent im Gespräch.
Steigt Katar ein?
Eine zweite Variante ist, dass Katar Porsche
seine Optionen auf VW-Aktien im Umfang von bis zu 24 Prozent abkauft und zum
dritten Großaktionär von VW wird. Als dritte Möglichkeit wird dem Vernehmen
nach eine Kombination beider Konzepte gehandelt. Alle drei Lösungen könnten
dem Sportwagenbauer mehrere Milliarden Euro in die Kasse spülen. Bisher
hatte das Emirat eine Entscheidung bis Ende kommender Woche in Aussicht
gestellt.
Die VW-Spitze um Vorstandschef Martin Winterkorn und Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piech hatte vorgeschlagen, dass VW Porsche übernimmt.
VW will Übernahmepoker beenden
Nach dem "Spiegel"-Bericht
schlägt VW den Familien Porsche und Piech nun vor, dass der Wolfsburger
Konzern der Porsche Holding für drei bis vier Milliarden Euro einen
49-Prozent-Anteil an der Porsche AG abkauft. In einem nächsten Schritt würde
das Emirat Katar VW-Aktienoptionen übernehmen, die von der Porsche Holding
gehalten werden. Zum Schluss müssten die Unternehmen Porsche und VW
fusionieren. Auch der "Focus" berichtete, die VW-Spitze wolle durch den
Kompromissvorschlag den Übernahmepoker mit Porsche beenden.
An dem vereinten Automobilkonzern könnten laut "Spiegel" die Familien Porsche und Piech mehr als 40 Prozent der Aktien halten, Niedersachsen 20, Katar rund 15 und ein weiterer Staatsfonds fünf Prozent. Sollten Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und Vorstandschef Wendelin Wiedeking nicht auf das Angebot eingehen, müsse Porsche damit rechnen, dass VW im September auf der Rückzahlung eines im März gewährten 700-Millionen-Euro-Kredits besteht. Das Emirat Katar würde Porsche dann nicht mehr retten.
Sprecher von VW und Porsche wollten die Berichte am Samstag nicht kommentieren. Ein Sprecher der niedersächsischen Staatskanzlei sagte: "Wir setzen auf ein gutes Ergebnis für VW und Porsche und kommentieren deshalb Spekulationen nicht." Außerdem sei zwischen den Beteiligten Vertraulichkeit vereinbart worden. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte vor zwei Wochen in einem Interview darauf gedrängt, innerhalb der kommenden zwei Wochen solle eine Entscheidung über den künftigen Weg von Porsche getroffen werden.
Die Übernahme der Porsche AG würde Volkswagen nach Einschätzung von Analysten rund acht bis neun Milliarden Euro kosten. "Das Geld liegt bereit", zitierte die "Automobilwoche" am Wochenende eine mit dem Vorgang vertraute Person.