Experten sehen keine Entwarnung beim Ölpreis. Die IEA rechnet, dass sich die Lage erneut verschärft.
Die Internationale Energieagentur (IEA) gibt trotz des jüngsten Preisrutsches bei Rohöl keine Entwarnung für die Märkte. "Wir bleiben mit unserer Einschätzung vorsichtig", sagte IEA-Chef Nobuo Tanaka dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" laut Vorabmeldung vom Samstag. "Wir leben in Zeiten hoher Energiepreise. Da führt kein Weg zurück."
Weitere Verschärfung
Die Situation werde sich zwar in den
kommenden ein bis zwei Jahren beruhigen, meinte Tanaka. "Danach aber dürfte
sich die Lage erneut anspannen." Der Markt sei außerordentlich eng geworden.
Die Förderländer investierten zu wenig in die Erschließung neuer Vorkommen
und den Ausbau alter Anlagen. "Das gibt uns Anlass zur Sorge." Weltweit gehe
das Volumen auf den existierenden Ölfeldern jährlich im Schnitt um 5 Prozent
zurück.
Nach Einschätzung Tanakas werden jedes Jahr mehr als 3,5 Millionen Barrel Öl am Tag zusätzlich benötigt, um diese Verluste auszugleichen. Gleichzeitig aber steige die Nachfrage um rund eine Million Barrel am Tag. "Dieses Missverhältnis macht deutlich, wie ungeheuer eng der Markt ist."
Kapazitäten erweitern
Tanaka forderte die Erdölproduzenten
auf, ihre Kapazitäten erheblich zu erweitern. "Wenn wir künftig Krisen
vermeiden wollen, müssen die Förderländer ihre Hausaufgaben machen."
Zur deutschen Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken sagte Tanaka, es sei ohne den Einsatz der Kernenergie unmöglich, die CO2-Emissionen wie vereinbart bis 2050 um die Hälfte zu reduzieren. "Das sollten auch die Deutschen begreifen."