Lieferant pleite
Wettbewerbsbehörde klagt Rewe
23.09.2008
Nach dem Konkurs des Gemüsehändlers Wais haben die Wettbewerbshüter wieder die Billa-Mutter im Visier - wie schon damals im Fall Neuburger.
Die Bundeswettbewerbsbehörde geht gegen den Handelskonzern Rewe Austria (Billa, Merkur, Penny, Bipa und teilweise Adeg) vor. Die Behörde hat beim Kartellgericht einen Antrag auf Verhängung von Geldbußen eingebracht - "wegen sachlich nicht gerechtfertigten Lieferabbruchs." Auslöser ist laut "Presse" vom Mittwoch die Insolvenz des Gemüsehändlers Wais Kartoffel Handelsges.m.b.H aus Niederösterreich.
Wais musste zusperren
Jahrelang hatte die Firma Wais den
Rewe-Konzern mit Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch und Karotten beliefert. Bis
die Geschäftsbeziehung im Jahre 2006 ein jähes Ende fand: Wais wurde ohne
Angabe konkreter Gründe "delisted", Rewe bezog das Gemüse anderswo. Was für
den Gemüsehändler weit reichende Konsequenzen hatte: Laut
Kreditschutzverband von 1870 (KSV) musste im November 2006 der Konkurs
eröffnet werden, der Betrieb in Leobendorf wurde zugesperrt.
Ketten dominieren Markt
Schon seit Jahren ist der BWB die
ungewöhnliche Konzentration im Lebensmittelhandel ein Dorn im Auge - allein
Rewe kommt auf einen Marktanteil von 30 Prozent. Jetzt, mit der Übernahme
der Adeg-Märkte, schafft es der Konzern auf einen Marktanteil von 35
Prozent. Da geraten Lieferanten rasch in eine wirtschaftliche Abhängigkeit:
Oft verlangten die Handelsketten außerdem "Exklusiv-Lieferverträge": Wer
Rewe beliefert, darf zum Beispiel nicht auch noch in eine Geschäftsbeziehung
mit dem Konkurrenten Spar treten (28 Prozent Marktanteil) - und vice versa.
Präzedenzfall Neuburger
Schon vor Jahren hatte die "Causa
Neuburger" in Österreich ordentlich Staub aufgewirbelt: Weil der
Wursterzeuger sich den Preis-Vorgaben von Rewe nicht beugen wollte, wurde
seine Ware in den Regalen des Konzerns nicht mehr angeboten. Die
Wettbewerbshüter witterten "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung"
durch Rewe und nahmen die Usancen der gesamten Branche unter die Lupe. Ohne
Erfolg: Sie stießen bei den Lieferanten auf eine Mauer des Schweigens.
"Will Deinen Mercedes"
Die Causa Wais könnte nun wieder
Bewegung in die Angelegenheit bringen. Denn die Vorwürfe, die in diesem Fall
auf dem Tisch liegen, sind starker Tobak: Laut KSV soll ein Rewe-Einkäufer
im März 2005 von Gemüsehändler Karl Wais dessen Mercedes 500 SL "als
Geschenk" verlangt haben.
Will "Rabatt-Zahlungen"
Tatsache ist, dass Wais im
folgenden Jahr - obwohl er preislich Bestbieter gewesen sein soll - Rewe
plötzlich als Kunden verlor. Zuvor soll ihm die Nachforderung von
"Rabatt-Zahlungen" wirtschaftlich das Genick gebrochen haben. Dabei handelt
es sich um Prozentsätze vom Verkaufspreis, die der Handel von den jeweiligen
Lieferanten einbehält. Im Fall von Wais ging es um 300.000 Euro.
Will keine Stellung nehmen
Der Rewe-Konzern wollte zu der
Angelegenheit nicht Stellung nehmen, "weil es sich um ein laufendes
Verfahren handelt", dem man aber "positiv-gelassen" entgegensehe, zitiert
"Die Presse". Für das Delisting der Firma Wais habe es laut Rewe nämlich
sehr wohl "objektive Gründe" gegeben.