Ein neues Buch zeigt an Hand von historischen Beispielen, dass die aktuelle Krise auch eine Chance bietet. Man kann auf einen Innovationsschub hoffen.
"Die Wirtschaftskrise ist eine Chance zur Veränderung", sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) am Montag bei der Präsentation des Buches "Alles wird gut - Wie Wirtschaftskrisen die Welt verbessern". Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass durch die Krisen wichtige Änderungen stattfinden, so der Minister. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei es beispielsweise zur Gründung der EU oder der Entwicklung der Sozialpartnerschaft gekommen.
Systeme nach Krisen zum Besseren verändern
Die Autoren
Oliver Tanzer und Markus Wolschlager beschreiben in ihrem Buch anhand von
historischen Beispielen, wie es Staaten nach Revolutionen und
Wirtschaftskrisen geschafft haben, die bisherigen Systeme zum Besseren zu
verändern. Die Französische Revolution habe zu den Menschenrechten und die
Krise in der Gründerzeit zur Entwicklung des Sozialstaates geführt, so die
Autoren. Um die aktuelle Krise zu meistern, müssen aber die bisherigen
Strukturen überdacht werden, so die Autoren. Wenn dies gelingt, haben die
Menschen "einen riesigen Schritt vorwärts getan".
Innovationsschub möglich
Nicht für die Politik, sondern auch
für die Unternehmer würden konjunkturell schlechte Zeiten Möglichkeiten
bieten, sagte Mitterlehner. Viele Firmen seien beispielsweise im Krisenjahr
1929 gegründet worden. Die aktuelle Krise könnte zur Folge haben, dass es
hierzulande zu Neugründungen im Bereich der Kreativwirtschaft und den
Dienstleistungen kommt. Auch im Energiebereich könnte die derzeitige Lage
einen Innovationsschub auslösen, hofft der Minister.
Androsch sieht Situation kritisch
Während Mitterlehner an die
Chance in der Krise glaubt, wird die aktuelle Situation vom Industriellen
Hannes Androsch kritisch gesehen. "Ich glaube nicht, dass die Krise
notwendig war", sagte er. Es müsse "an der Ideologie" der vergangenen Jahre
gelegen sein. Das Wachstum zwischen 1945 und 1975 sei ohne Zwischenfälle
abgelaufen. "Es wird sich nun vieles ändern müssen, da schon einiges
überfällig war", sagte Androsch und nannte als Beispiel die USA, wo 5
Prozent der Weltbevölkerung 25 Prozent der Erdölreserven verbrauchen und 25
Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursachen.
Dass es zu einem Paradigmenwechsel kommen wird, glaubt auch KTM-Chef Stefan Pierer. Er geht davon aus, dass in Zukunft die Mengen zurückgehen werden und es zu einer Regionalisierung der Fertigung kommen werde. Mit einer Stärkung der Regionalität rechnet auch Rewe-Chef Frank Hensel.