BAWAG-Boss Roberts
"Wohin mit dem Geld?"
01.05.2008
BAWAG-Chef David Roberts will nächstes Jahr mit Dividenden-Zahlungen an Eigentümer Cerberus beginnen. Trotzdem werden 400 Jobs abgebaut.
ÖSTERREICH: Sind Sie zufrieden mit der neuen BAWAG?
David Roberts: Ich bin nie zufrieden, aber es läuft gut. Das Image der Bank erholt sich, im ersten Quartal 2008 haben wir 27.000 Privatkonten dazugewonnen, und wir haben die slowakische Istrobanka und die tschechische Bawag CZ verkauft.
ÖSTERREICH: Als nächstes verkaufen Sie Stiefelkönig und ein zweites Immobilienpaket. Wann ist das abgeschlossen?
David Roberts: Der Prozess läuft, die Entscheidung fällt voraussichtlich im Frühsommer. Damit haben wir die Bank weitgehend wieder auf ihr Kerngeschäft fokussiert.
ÖSTERREICH: Was folgt dann?
David Roberts: Phase zwei ist die laufende Restrukturierung der Bank. Außerdem bauen wir neue Geschäftszweige wie Spezialfinanzierungen auf. Und wir planen Zukäufe, wenn sich gute Gelegenheiten bieten, in Österreich und den angrenzenden Märkten. Die BAWAG ist sehr liquide, unser Problem ist eher: Wohin mit dem Geld? Deshalb forcieren wir Akquisitionspläne. Es gibt ein paar Dinge, die wir uns anschauen.
ÖSTERREICH: Bleibt es beim geplanten Abbau von 400 Mitarbeitern bis Jahresende?
David Roberts: Ja, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat sind fast abgeschlossen. Manche wechseln auch innerhalb der BAWAG den Job, wir investieren hier viel in Umschulung.
ÖSTERREICH: Planen Sie längere Bank-Öffnungszeiten?
David Roberts: In ausgewählten BAWAG-Filialen haben wir die Zeiten ausgedehnt, das bleibt. Was den Samstag betrifft, haben wir derzeit keine Pläne. Aber letztlich gilt: Wenn die Nachfrage da ist und es funktioniert, machen wir auch das. Die P.S.K. in der Post hat samstags ja schon offen.
ÖSTERREICH: Ist BAWAG-Eigentümer Cerberus zufrieden?
David Roberts: Alles in allem ja. Die Erlöse aus den Beteiligungsverkäufen lagen über Erwartung. Andererseits mussten wir im Vorjahr Abwertungen vornehmen, das ist weniger schön – aber ein Resultat der Marktturbulenzen. Hauptziel von Cerberus ist, dass wir bis 2012 mit der BAWAG 500 Mio. Euro Jahresgewinn erzielen.
ÖSTERREICH: Wann will Cerberus Geld sehen?
David Roberts: Über Exit-Zeitpläne oder Ähnliches haben wir noch nicht gesprochen. Wir werden erst mal beginnen, eine Dividende zu zahlen.
ÖSTERREICH: Wann?
David Roberts: Das hängt von der Performance der Bank ab. Ich hoffe, dass wir auf Basis des 2008er-Ergebnisses 2009 eine Dividende zahlen können.
ÖSTERREICH: Wie oft sprechen Sie mit Cerberus?
David Roberts: Mit dem Chef Stephen Feinberg rede ich jede Woche. Als Eigentümer interessiert er sich, wie es läuft. Aber wir führen die Bank hier völlig selbstständig.
ÖSTERREICH: Es gibt Gerüchte, dass Sie Cerberus billig Geld zur Finanzierung von Deals leihen müssen.
David Roberts: Wenn es um Finanzierungen geht, behandle ich Cerberus wie jeden anderen. Ich weiß, dass behauptet wird, wir würden da Milliarden hineinpumpen – das stimmt nicht. Wir haben mit Cerberus so gut wie gar nichts gemacht.