Enorme Verteuerung
Zinshausboom treibt Mietpreise in die Höhe
14.05.2008
Vor allem wegen des spekulativen Zinshausbooms stiegen die Preise für Mieten zuletzt stark in die Höhe. Seit 1995 gab es eine Verdoppelung.
In den vergangenen Jahren gab es in Wien einen regelrechten Zinshausboom. Finanzinvestoren und Immobilienfonds veranlagten laut Arbeiterkammer (AK) ihr Geldvermögen in vor 1919 gebaute Zinshäuser und trieben so die Preise für Häuser und Grundstücke in die Höhe. Insbesondere in den Jahren seit 2003 seien die Preise für Zinshäuser explodiert. Leidtragende dieses "spekulativen Zinshausbooms" seien die Mieter und Wohnungssuchenden. Sie müssen teure Mieten bezahlen, damit die Renditen für die Finanzinvestoren passen, kritisiert der Wohnpolitikexperte der AK, Franz Köppl, am Mittwoch in einer Aussendung.
Mietniveau in die Höhe getrieben
Damit werde auch das
Mietniveau in allen Segmenten des privaten Wohnungsmarktes in die Höhe
getrieben. Die Erwartung hoher Mieterträge steigere aber wieder die
Zinshauspreise. "Es kommt zu einer Zinshauspreis-Mieten-Spirale, die Wohnen
für alle empfindlich verteuert", sagt Köppl. Nur mit einer klaren
Mietenbegrenzung könne der Mechanismus dieser Zinshauspreis-Mieten-Spirale
und der laufenden Verteuerung von Wohnraum unterbrochen werden. Zu diesem
Ergebnis kam die Arbeiterkammer im Zuge einer Studie über die Veränderungen
der Eigentümerstruktur im Wiener privaten Althausbestand.
Verdoppelung der Preise
Die Auswertung der Kaufpreissammlung der
Stadt Wien zeige, dass sich von 1995 bis 2004 die Durchschnittspreise
(Mittelwerte) der vor 1919 gebauten Zinshäuser mit plus 93 Prozent nahezu
verdoppelt haben. Im Vergleich dazu habe sich der Verbraucherpreisindex nur
um rund 16 Prozent erhöht, so die AK. Besonders stark hätten sich die Preise
seit dem Jahr 2000 erhöht. Eine über das Jahr 2004 hinausgehende Auswertung
der Daten der Kaufpreissammlung sei laut AK nicht möglich gewesen. Analysen
der Angebotspreise würden aber zeigen, dass die Preisanstiege auch in den
Jahren ab 2004 jährlich zwischen 5 Prozent und 8 Prozent betragen haben und
damit weit über der Inflationsrate gelegen sind.
Zusammenhang mit Spekulationen
Die enormen Preisanstiege bei den
Zinshäusern würden "eindeutig" im Zusammenhang mit dem Auftreten von
Finanzinvestoren, Immobilienfonds und Immobilienunternehmen als Käufer
stehen, ist sich die AK sicher. Dabei würde spekulatives Verhalten eine
große Rolle spielen. Etwa ein Drittel der Häuser, die im
Untersuchungszeitraum 1987 bis 2005 gekauft wurden, wurden auch wieder von
den neuen Eigentümern verkauft. Für diese spekulativen Verkäufe gab es auch
beachtliche Renditen: Für Häuser, die innerhalb von zwei Jahren
wiederverkauft wurden, betrug die Jahresrendite brutto im Schnitt 60 Prozent.
2007 betrug der geschätzte Vermögenswert der vor 1919 gebauten Wiener Zinshäuser im Privatbesitz rund 20 Mrd. Euro. Allein eine Preissteigerung von 10 Prozent pro Jahr - das entspricht in etwa der durchschnittlichen jährlichen Preissteigerung der letzten Jahre - bedeutet einen Vermögenszuwachs von rund 2 Mrd. pro Jahr.
Jahr |
Durchschnittspreise der Zinshäuser |
Index |
Verbraucherpreisindex |
1995 |
1.000 |
100 |
100 |
1996 |
1.066 |
107 |
102 |
1997 |
1.124 |
112 |
103 |
1998 |
1.140 |
114 |
104 |
1999 |
1.151 |
115 |
105 |
2000 |
1.087 |
109 |
107 |
2001 |
1.294 |
129 |
112 |
2002 |
1.293 |
129 |
112 |
2003 |
1.527 |
153 |
114 |
2004 |
1.930 |
193 |
116 |
Quelle: AK Studie, Kaufpreissammlung der Stadt Wien