Bechtolf und Holender sind in Disput verstrickt
„Falls das im November so schrecklich wird, dass ich es nicht wiedererkenne, muss ich meinen Namen zurückziehen“: Regisseur Sven-Eric Bechtolf sorgt sich um seine Inszenierung von Wagners Ring des Nibelungen an der Wiener Staatsoper. Die war im Frühjahr mit der erfolgreichen Rheingold-Premiere abgeschlossen, der komplette Ring-Zyklus mehrmals wiederholt worden. Bechtolf behauptet, es sei über ihn nach der Rheingold-Premiere ein Hausverbot verhängt worden. Das wird von Direktor Ioan Holender gegenüber ÖSTERREICH bestritten: „Ein Hausverbot wäre schriftlich auszusprechen. Das ist nicht geschehen.“
„Das geht nicht“
Grund für Bechtolfs Sorge: Im
November steht Wagners Tetralogie neuerlich auf dem Programm. Die Rollen des
Siegmund, Mime, Hagen sind umbesetzt. „Ich bin dem Haus verpflichtet, eine
anständige Inszenierung abzuliefern“, sagt Bechtolf, „aber das Haus ist mir
gegenüber verpflichtet, eine getreuliche Wiedergabe meiner Arbeit zu
garantieren. Man muss als Opernregisseur zwar wissen, dass man nicht immer
die gleiche Besetzung haben kann. Aber zu wenige Proben und Sänger, die
falsch besetzt sind, ohne mit mir zu sprechen – das geht nicht.“
Lebenselixier
„Er sollte sich zurückhalten in seinen Äußerungen.
Das macht seine Inszenierungen auch nicht besser.“ Holenders erste zornige
Überreaktion auf Bechtolfs Äußerungen ergänzt der Direktor sachlicher: „Ich
habe Neubesetzungen noch nie mit dem jeweiligen Regisseur besprochen, denn
nicht er hat die Verantwortung für die Qualität einer Vorstellung zu tragen,
sondern ich. Der Regisseur hat weder das Recht noch die Möglichkeit, nach
der Premiere einzugreifen – es sei denn, er ist dazu aufgefordert. Nur so
kann Repertoiretheater funktionieren, dessen Lebenselixier wechselnde
Besetzungen sind.“
„Faust I & II“, Premiere am 4. September, 17 Uhr, Burgtheater, Wien.