"Four more Years"? Obama steht vor fast vor zweiter Amtszeit
Der Wahlkampf 2012 um das Oval Office ist sicher noch nicht vorbei. Viel zu viel kann noch passieren, der Tod des US-Botschafters Chris Stevens und die Wutwelle in Nahost gegen die USA illustrierten, wie leicht Übersee-Dramen das White House aus der Bahn werfen können. Doch eine Art Vorentscheidung ist für Obama sicher schon gefallen. Die Welle jüngster Umfragen lässt daran keinen Zweifel: Mit 3,6 Prozent führt er im nationalen Umfrageschnitt, mit bis zu 9 % in Florida, 10 % gar in Ohio. Ohne zumindest einen der beiden wichtigsten Schaukelstaaten kann Rivale Romney nicht Präsident werden. Laut der eher konservativen Wählmännerkarte von NBC-News hat Obama 243 sicher oder fast sicher in der Tasche. 271 braucht er. Romney steckt fest bei 191. Er müsste nun fast alle der verbliebenen Battlegrounds gewinnen. Wie wahrscheinlich das ist, darf geraten werden.
Während sich Team Romney in Grabenkämpfen selbst aufreibt und sich von der konservativen Kommentatorin Peggy Noonan als "rollende Kalamität" beschimpfen lassen muss, agiert Obama immer lockerer bei seinen Wahlkampfauftritten. Er wirkt in Fahrt, hat Tritt gefasst. Inzwischen erfasst sogar eine neue Welle an "ObamaMania" das Land: Vor der "Kent"-Universität stellten sich tausende Studenten Mittwoch früh um Tickets für eine Obama-Rede an.
Was brachte die Wende für Obama nach einem monatelangen Umfragen-Thriller?
- Vor allem Bill Clinton versicherte (überzeugender als Obama jemals konnte), dass Obama die richtigen Weichen stellte und einfach mehr Zeit brauche. Geduld bitte. Und er schürte massive Zweifel an Romneys Rezepten, warnte vor einem Bush-II-Fiasko sollte Romney ans Ruder kommen. Niemand hat so viel Glaubwürdigkeit bei weißen Wechselwählern wie Bill.
- Und Romneys "47-Prozent-Video" - wo er vor Millionären halb Amerika als Sozialschmarotzer beschimpfte, die sich als Opfer sehen und sich von Uncle Sam aushalten lassen würden - war fast ein KO-Schlag: Seit zwei Wochen laufen nun die Obama-Spots mit den gespenstischen Videobildern aus dem Haus eines Hedgefonds-Ekels, wo der "echte Romney" über ein Amerika herzieht, das so nur mehr in goldverzierten Loungen von Country Clubs gesehen wird.
Eigentlich hat Obama ja Riesenglück: Jeder seiner eigenen Rückschläge wird prompt von neuen Romney-Pannen überschattet. Romney politisierte da die Nahost-Unruhen, als Amerika gerade um Botschafter Stevens trauerte. Als seine Angriffe gegen Obamas vermurkste Nahost-Politik endlich griffen, platzte der Video-Skandal. Je mehr Romney jetzt verzweifelt versucht, aufzuholen, desto verkrampfter wirkt er (und er ist insgesamt schon recht verkrampft...). Er wollte zuletzt wohl witzig sein, als er nach der Notlandung seiner Frau Ann wegen Rauchentwicklung beklagte, man könne in den Jets keine Fenster aufmachen. Doch er sagte es so unbeholfen, dass am Internet seit Tagen diskutiert wird, ob er das gar ernsthaft glaubt...
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