Sie bestimmen den Alltag von etwa 14 Prozent aller Menschen. Lift- sowie Autofahrten, Spaziergänge oder Flüge können zur Qual werden. Wir verraten, wie Sie Ihre Ängste besiegen können.
Er klettert die schwindelerregendsten Wolkenkratzer hinauf: Die Rede ist von Spider-Man, doch im wahren Leben ist Tobey Maguire gar nicht so schwindelfrei, wie man meinen könnte – er hat Angst vor Höhe. Für den vierfachen Vater David Beckham wird der Alltag regelmäßig zur Bewährungsprobe, denn er leidet an Ataxophobie – der Angst vor Chaos und Unordnung. Bei vier Kindern ist das quasi vorprogrammiert. Pop Diva Mariah Carey hat Angst vor Aufzügen, Schauspielerin Jodie Foster fürchtet Katzen, Schauspielkollege Keanu Reeves hat Angst im Dunkeln, Königin Letizia von Spanien hat Platzangst – die Liste würde sich lange fortsetzen lassen. Man sieht: Stars sind eben auch nur Menschen. Und Menschen haben Ängste.
Was ist eigentlich Angst?
Angst ist überlebenswichtig. Evolutionsgeschichtlich betrachtet, ist Angst eine hilfreiche physiologische Reaktion zum Schutz vor realen Gefahren. Die Bedrohung, der Reiz, stimuliert einen Teil des vegetativen Nervensystems – den Sympathikus. Die Folge: Stresshormone werden ausgeschüttet und dadurch beginnt das Herz schneller zu schlagen, Muskeln werden besser durchblutet – der Körper wird kurzzeitig in Höchstform versetzt, um der Gefahr zu entkommen. In unserer zivilisierten Gesellschaft hat die Zahl handfester Bedrohungen, wie beispielsweise der Angriff eines Säbelzahntigers, stark abgenommen. Stattdessen leben wir nun in einem Zeitalter halluzinierter Gefahren – leiden etwa u. a. an Zukunftsängsten.
Panikattacken – das hilft!
Panikattacken sind die dramatische Folge eines Angstzustandes. Die angstauslösende Reizüberflutung, oftmals in Zeiten psychischer Belastung, versetzt den Betroffenen in Panik – es kommt zu Herzrasen, Schweißausbrüchen und Hyperventilation. Betroffene beschreiben ein Gefühl von Todesangst: Der Hals schnürt sich ein, das Atmen fällt scheinbar schwer. Meist erreichen diese Attacken in zehn Minuten ihren Höhepunkt, in Extremfällen kann der Anfall bis zu einer halben Stunde andauern. Oftmals ist die Attacke auf ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit zurückzuführen, oder die Ursache liegt in der Zeit unmittelbar vor dem Anfall (z. B. Konfrontation mit einem angstauslösendem Reiz). Auch Störungen des Serotoninhaushalts spielen eine Rolle in der Entstehung.
Wenn das Herz beginnt, schneller zu schlagen, Betroffene kurz vor einer Attacke stehen, fällt klares Denken oft schwer. Dennoch empfehlen Psychologen: Ruhe bewahren – machen Sie sich bewusst, dass der Körper von einer Panikattacke keinen Schaden davonträgt. Auch eine angstlösende Notfalltablette kann helfen, den Anfall abzufangen. Außerdem ist es immer gut, das Gespräch mit einer vertrauten Person zu suchen.
Was tun bei Angst?
Regel Nummer eins: Stellen Sie sich Ihrer Angst. Je öfter man die Situation übersteht, desto eher kann der Kreislauf der Angst durchbrochen werden. Besonders bewährt hat sich bei der Behandlung von Angstzuständen die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Der Therapeut wird zum Coach, ist anfangs in den Angstsituationen dabei und versucht, Ursachen zu erkennen und das Verhalten zu ändern. Je nach Schweregrad ist eine Kombination aus Psychotherapie und individuell abgestimmter Medikation anzuraten. Häufig verschriebene Benzodiazepine lassen die Angstsymptome innerhalb von Minuten abklingen, können jedoch schnell abhängig machen. Natürliche Alternativen (finden Sie im Kasten links) sind gesünder.
Der Übergang zwischen normaler und krankhafter Angst ist meist fließend. Patienten merken, dass etwas nicht stimmt, wissen aber nicht, woher der Zustand kommt und dass dieser behandelbar wäre. Wer aufgrund seiner Angst Probleme im Alltag bekommt (Job oder Familie), sollte sich untersuchen lassen. Zunächst ist der Gang zum Hausarzt sinnvoll, um weitere Schritte abzuklären.