Der sicherste und langlebigste Weg zur „Corona-Immunität“ ist die Impfung. Lesen Sie, wie der Körper auf die neuen Vakzine reagiert und wie es nach bereits überstandener Infektion um Ihre Immunität bestellt ist.
Ein Jahr ist mittlerweile vergangen, seit in Österreich die ersten Fälle einer SARS-CoV-2-Infektion gemeldet wurden. Knapp einen Monat später, Ende März 2020, begann sich unser Alltag drastisch zu ändern: Der erste Lockdown wurde ausgerufen. Während im Lauf des Jahres die oft zitierte „Corona-Müdigkeit“ ins Land zog, war die Wissenschaft ganz und gar nicht müde: Auf Hochtouren wurde an Studien, Therapien und Impfstoffen geforscht.
Schutz dank Impfung
Wer nicht auf natürlichem Weg, also über eine Infektion, gegen das Coronavirus immunisiert wird, benötigt eine Impfung. Diese ist in jedem Fall der sicherste Weg zur Immunität. Sie aktiviert ebenfalls die körpereigene Abwehr aber verhindert – dank ihrer speziellen Formulierung – einen (zumindest schweren) Ausbruch der Erkrankung Covid-19. Als Symptom dieser Aktivierung können kurzzeitig Impfreaktionen auftreten, die fälschlicherweise oft als „Nebenwirkungen“ bezeichnet werden. Sie sind jedoch ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem gut reagiert, und nur von sehr kurzer Dauer. Wie lange der Impfschutz anhält, muss sich noch zeigen.
Immunität nach Erkrankung
Die Dauer der Immunität nach einer Infektion blieb lange ungeklar. Meldungen über Reinfektionen und nur für wenige Wochen nachweisbare hohe Antikörperkonzentration im Blut gaben Anlass zur Sorge. Mittlerweile sieht es jedoch weit erfreulicher aus: Der aktuellen Studienlage zufolge sind die meisten Menschen nach überstandener Infektion für zumindest sechs Monate geschützt. Das Sinken der Antikörper konnte wie folgt erklärt werden: Am Beginn einer Infektion werden Antikörper meist in großen Zahlen produziert. Zwar sinke diese Konzentration einige Wochen später wieder deutlich ab, bleibe danach aber über Monate hinweg auf einem stabilen Niveau. Darüber hinaus obliegt der Schutz vor einer Reinfektion nicht allein den spezifischen Antikörpern: „Wir haben gute B- und T-Zellanworten bei Covid-19-Patienten in der Genesungsphase dokumentiert“, stellte die Mikrobiologin Dr. Daniela Weiskopf kürzlich in einem AGES-Expertengespräch fest. Diese Zusammenarbeit im Rahmen der Immunantwort ist entscheidend: Während etwa Immunglobulin-A-Antikörper (IgA) besonders wichtig für die Erstabwehr einer erneuten Infektion seien, so töten T-Helferzellen bereits befallene Zellen ab. Die B-Gedächtniszellen erinnern sich an den Erreger und können die Produktion von Antikörpern bei Bedarf, also bei erneutem Erregerkontakt, wieder hochfahren. Ein solches immunologisches Gedächtnis sei „bis zu acht Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion nachweisbar“, sagte auch der Reise- und Tropenmediziner Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch kürzlich bei einer Ärztekammer-Veranstaltung. Dies sei auch der Grund, warum die Impfung von Menschen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren, „gefahrlos“ um sechs Monate zurückgestellt werden könne. „Sie sind geschützt“, so der Experte.
Immunität als Entscheidungsfaktor für „Normalität“
Der Schlüssel zurück zum normalen Alltag ist eine hohe Durchimpfungsrate. 70 oder sogar 80 Prozent sollen notwendig sein, um den Weg aus der Pandemie zu ermöglichen. Die Alternativroute zu einer breiten Immunität wäre eine „natürliche“ Durchseuchung. Bis diese erreicht wäre, würde es jedoch Jahre dauern und viele schwere Erkrankungsverläufe und Todesopfer bedeuten, dazu weitere enorme wirtschaftliche Verluste. Schnelles und breites Impfen ist auch deshalb notwendig, um einer starken Ausbreitung von Virusmutationen vorzubeugen. Die aktuell in Österreich verfügbaren Vakzine würden gegen den Großteil der bisher bekannten Mutationen schützen. In Bezug auf die gefürchtete südafrikanische Mutation von SARS-CoV-2 sagte kürzlich der Virologe Dr. Florian Krammer: „Auch wenn die Effizienz [der aktuell verfügbaren Vakzine] gegen leichte und mittelschwere Infektionen [an der südafrikanischen Variante] reduziert ist, bleibt der Schutz gegen schwere Verläufe vermutlich aufrecht.“
Wer darf zum Friseur?
Auch im öffentlichen Leben nimmt die Immunität und der Ansteckungsschutz die entscheidende Rolle ein: Solange der Impffortschritt niedrig und die Ansteckungsgefahr hoch ist, muss ein behördlich anerkannter Nachweis vorgelegt werden, um körpernahe Dienstleistungen wie etwa Friseurbesuch, Pediküre und mehr in Anspruch nehmen zu können. Für Gesundheitsdienstleistungen wie Physiotherapie oder Heilmassagen sind keine Zutrittstests vorgeschrieben, da hier nicht immer eine vorherige Testung zumutbar ist. Die Testpflicht soll laut APA auch dann entfallen, wenn Friseur oder Fußpfleger nach Hause kommen – etwa zu älteren Menschen, die nicht mehr mobil sind. Von der Testpflicht ausgenommen sind jene, die in den vergangenen sechs Monaten bereits eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben und dies nachweisen können (mittels positivem PCR-Test oder Antikörpertest aus dem Labor).
Wichtiges zur Impfung
Wie wirkt die Impfung?
Eine Impfung regt den Körper dazu an, selbst Antikörper zu produzieren:
1. mRNA-Impfstoffe Es wird nur der Bauplan eines Virusproteins von SARS-CoV-2 verabreicht. Die Körperzellen können das Virusprotein damit selbst produzieren und in Folge die entsprechenden Antikörper.
2. Vektorimpfstoffe Das Vakzin enthält ein anderes, abgeschwächtes Trägervirus (Vektor), dem auch SARS-CoV-2-Erbinformation beigefügt wurde. Der Körper reagiert und stellt Antikörper her.
Wie lange währt der Impfschutz?
Unklar Bei allen bisher zugelassenen Vakzinen sind zwei Dosen notwendig, um die beste Schutzwirkung zu entfalten. Dazu, wie lange der Impfschutz bestehen bleibt, fehlen noch Langzeitdaten. Eine weitere Unbekannte ist, wie sich die Mutationen des Virus weiterentwickeln und wie gut die Impfstoffe davor schützen. Es ist möglich, dass die Impfung regelmäßig aufgefrischt werden muss, um neu auftretende Varianten zu berücksichtigen.
Welche Impfreaktionen sind zu erwarten?
Antwort Eine Impfung zwingt den Körper zu einer Immunreaktion. Diese geht häufig mit deutlichen Symptomen einher. Im Fall von mRNA-Impstoffen (z. B. BioNTech/Pfizer, Moderna) zeigen sie sich besonders nach der zweiten Dosis.
Häufig sind: Fieber, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Frösteln, Rötung/Schmerzen um die Einstichstelle. Diese Symptome halten in der Regel nur 24 Stunden an und sind als Teil der Immunantwort zu verstehen.
Warum impfen?
Risiko reduzieren Eine Impfung verhindert nicht nur akute schwere Krankheitsverläufe, sondern auch vielfältige Langzeitschäden: Viele Patientinnen und Patienten leiden noch lange nach überstandener Infektion an Organschäden (z. B. an Herz oder Lunge), anhaltender Erschöpfung, Atembeschwerden oder Verlust des Riech– und Geschmackssinns. Meldungen zufolge können Langzeitschäden auch erst nach einigen beschwerdefreien Monaten eintreten.