Das sagt der Kinderwunschexperte

Covid-Impfung und Wunschbabys

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Sollen sich Schwangere, stillende Mütter oder Frauen mit Kinderwunsch impfen lassen? Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger klärt im „gesund&fit“-Talk auf.  

Schwangere weisen grundsätzlich kein erhöhtes Risiko auf, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Doch laut internationalen Studien und Daten der Covid-Geburtshilfe an der Klinik Ottakring, die seit 14 Monaten den Großteil der Corona-positiven Schwangeren im Großraum Wien betreut, können infizierte werdende Mütter schwere Erkrankungsverläufe entwickeln. Viele Frauen mit Kinderwunsch, bereits Schwangere oder auch stillende Mütter stellen sich derzeit die Frage, ob sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen sollen. Es gibt ein hohes Informationsbedürfnis rund um das Thema Impfung, ihre Wirksamkeit sowie ihre ­Sicherheit. Außerdem kursieren zahlreiche Thesen über mögliche Impfschäden, wie etwa der sich hartnäckig haltende Mythos, die Vakzine würde unfruchtbar machen. Und das verunsichert viele Frauen.

Mythen auf dem Prüfstand
Kinderwunschexperte Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Leiter des Wunschbaby-Instituts Feichtinger klärt im folgenden Interview auf, ob die Covid-19-Impfung für Schwangere, Stillende und Frauen mit Kinderwunsch zu empfehlen ist und er füllt darüber hinaus andere Informations­lücken in diesem Zusammenhang auf.

Dürfen sich Frauen mit Kinderwunsch gegen Corona impfen lassen?
Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger:
Unbedingt! Ich empfehle allen Frauen mit aktuellem Kinderwunsch, sich impfen zu lassen. Dadurch kann sowohl die Zeit bis zur Schwangerschaft als auch die Schwangerschaft entspannter durchlebt werden – ohne Angst vor einer Coronainfektion.

Empfehlen Sie eine Impfung während einer künstlichen Befruchtung?
Doz. Feichtinger:
Eine Kinderwunschbehandlung ist kein Grund, sich nicht impfen zu lassen und ich empfehle auch hier die Impfung. Allerdings rate ich meinen Patientinnen, sich nicht in der sensiblen Phase, nachdem wir einen Embryo zurück in die Gebärmutter gesetzt haben, zu impfen. Dies hat vor allem psychologische Gründe. Eine Impfung in der Frühschwangerschaft hat keine negativen Auswirkungen auf den Embryo, allerdings könnte Fieber aufgrund einer Impfreaktion eventuell die Einnistung stören.

Gibt es aktuell Hinweise darauf, dass die Impfung gegen Covid-19 einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Frauen oder auch Männern hat?
Doz. Feichtinger:
Es gibt keinerlei Hinweise auf eine negative Auswirkung der Impfung auf die weibliche und männliche Fruchtbarkeit. Im Gegensatz dazu kann sich eine Infektion mit dem Coronavirus sehr wohl negativ auf die männliche und weibliche Fruchtbarkeit auswirken. So wurden zum Beispiel bei Männern nach einer Covid-Infektion schwere Beeinträchtigungen der Samenqualität festgestellt, die sich natürlich auf die männliche Zeugungsfähigkeit auswirkt.

Ist Schwangerschaft eine Kontraindikation für die Impfung?
Doz. Feichtinger:
Eine Schwangerschaft stellt keine Kontraindikation für eine Corona-Impfung dar. Zuletzt hat auch das nationale Impfgremium die Impfung in der Schwangerschaft dezidiert empfohlen. Der optimale Zeitpunkt hierfür ist das zweite oder dritte Drittel der Schwangerschaft. Durch eine Impfung können häufig auftretende schwere Covid-19-Verläufe während der Schwangerschaft vermieden werden und das ungeborene Kind erhält dadurch einen ,Nestschutz‘, also schützende Antikörper der Mutter.

Was passiert, wenn man die Schwangerschaft erst nach der Impfung bemerkt?
Doz. Feichtinger:
Wenn eine Schwangerschaft erst nach der Impfung bemerkt wird, hat dies keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Schwangerschaft und diese Schwangerschaft zählt nicht als Risikoschwangerschaft. Deshalb muss auch kein routinemäßiger Schwangerschaftstest vor der Impfung durchgeführt werden.


Dürfen sich stillende Frauen impfen lassen?
Doz. Feichtinger:
Stillende Frauen dürfen sich ebenfalls impfen lassen und müssen nicht abstillen. (Anm.: siehe auch Infobox unten)


Wie hat sich die Coronapandemie generell auf den Kinderwunsch ausgewirkt?
Doz. Feichtinger:
Wir bemerken eine ungebrochen starke Nachfrage von Kinderwunschpaaren für die gerade jetzt, in Zeiten von Homeoffice und Reisebeschränkungen, die ideale Zeit für die Erfüllung ihres Kinderwunsches gekommen ist. Allerdings lässt sich international – auch in Österreich – ein deutlicher Rückgang der Geburtenzahlen feststellen. Dies ­widerspiegelt sicherlich auch die allgemein unsichere wirtschaftliche Situation, weshalb möglicherweise viele Paare ihren Kinderwunsch aufschieben. Ich rate allerdings gerade Frauen über 35 Jahren eine Schwangerschaft nicht allzu lange aufzuschieben, um später keine Probleme mit der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu bekommen.


Wie läuft die Entbindung von SARS-CoV-2-­positiven Schwangeren ab?
Doz. Feichtinger:
Wenn die Patientin keine oder nur leichte Symptome hat, ist eine Spontangeburt unter Einhaltung aller strengen Sicherheitsmaßnahmen möglich. Bei Frauen mit stärkeren Atembeschwerden aufgrund der Covid-Infektion muss jedoch häufig ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.   

Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger ist Facharzt für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe und Leiter des Wunschbaby Institut Feichtinger
 www.wunschbaby.at 

Kinderwunsch, Schwangerschaft und Covid-Impfung das sollten sie wissen 

Covid-Impfung für Schwangere
Priorisierungsgruppe
Ein schwerer Verlauf in der Schwangerschaft tritt etwas häufiger auf als bei Nicht-Schwangeren im gebärfähigen Alter. Das Nationale Impfgremium hat ­daher werdende Mütter als Priorisierungsgruppe in den Impfplan aufgenommen. Der optimale Zeitpunkt für eine Impfung ist das zweite oder dritte Drittel der Schwangerschaft. Bei engen Kontaktpersonen von werdenden Müttern wird die Impfreihung ebenfalls bevorzugt.

Covid-Impfung für Frauen mit Kinderwunsch
Keine Bedenken
Auch Frauen mit aktuellem Kinderwunsch wird empfohlen, sich impfen zu lassen. Wird man künstlich befruchtet, sollte die Impfung jedoch nicht in der Frühschwangerschaft erfolgen, da Fieber infolge einer Impfreaktion die ­Einnistung möglicherweise stören könnte. Bemerkt man die Schwangerschaft nach der Impfung, hat das keinerlei Auswirkungen.

Stillende Frauen
Kein Abstillen nach der Impfung oder bei einer ­Infektion
Stillende Frauen dürfen sich impfen lassen und müssen nicht abstillen. Auch eine Mutter, die mit Covid-19 infiziert ist, sollte nicht abstillen, denn das SARS-CoV-2-Virus wird hauptsächlich über winzige Tröpfchen aus Mund und Rachen beim Niesen, Husten oder durch direkten Kontakt mit den Ausscheidungen übertragen. Es wird jedoch empfohlen, beim Stillen eine FFP2-Maske zu ­tragen und die üblichen Hygienemaßnahmen einzuhalten wie beispielsweise Händewaschen, regelmäßiges Lüften der Wohnräume und Social Distancing. ­Weitere Infos zum Thema Stillen erhalten Sie in allen Stillambulanzen.  

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